Thema zweite Fremdsprache: Französisch ist abgemeldet

Vor allem in der Oberstufe wählen Schüler vermehrt Spanisch statt Französisch.

Düsseldorf. Monika Matthes ist Französischlehrerin. Deswegen bedauert sie sehr, was sich als Trend zu verfestigen droht: Französisch ist bei den Schülern abgemeldet. Auch deswegen hat die Leiterin des Comenius-Gymnasiums vor drei Jahren Spanisch als Zweitsprache neben Englisch in der Stufe5 eingeführt. "Unser Schwerpunkt ist Wirtschaft und Berufsorientierung. Und da Spanisch eine ganz bedeutende Sprache ist, wollten wir ihr besonderes Gewicht verleihen", sagt Matthes.

Sechs hauptamtliche Spanisch-Lehrer beschäftigt das Comenius-Gymnasium und hat mittlerweile schon die zweite fünfte Klasse eingerichtet, die neben Englisch auch Spanisch lernt.

Auch am Geschwister-Scholl-Gymnasium hat Direktor Hans-Hermann Schrader auf diese Entwicklung reagiert. "Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal Französisch in der Klasse8 als dritte Fremdsprache herausgenommen und durch Spanisch ersetzt", sagt Schrader.

Dieser Kurs habe sich ohne Probleme auf Anhieb gefüllt. In Französisch hingegen habe man nicht einmal mehr mit Mühe eine Gruppe zustande gebracht. "Die Nachfrage nach Spanisch ist irre", sagt Schrader. Bis zu 30Kinder melden sich für den Kurs schon in der achten Klasse.

In der Klasse6 ist die Situation nicht ganz so dramatisch. Noch sind die Französischkurse ebenso gut besucht wie die in Latein. Jedoch sinkt in der Oberstufe das Interesse der Schüler schlagartig, sobald die Anforderungen steigen. Wer fünf Jahre lang Französisch gelernt hat, muss in der Oberstufe damit rechnen, Jean-Paul Sartre im Original zu lesen.

Deswegen entscheiden sich viele Schüler in der Stufe11, wenn erneut gewählt werden kann, für Spanisch und geben Französisch auf. "Sie erwarten von einer Sprache, die sie erst neu lernen, nicht so viele Schwierigkeiten", vermutet Wilfried Clausing, stellvertretender Schulleiter am Friedrich-Rückert-Gymnasium. Monika Matthes bestätigt: "Die spanische Rechtschreibung ist einfacher. Im Gegensatz zum Französischen sind Aussprache und Schreibung fast identisch."

Die Abkehr der Schüler vom Französischen führt dazu, dass immer mehr Gymnasien nur noch in Kooperation mit einer Partnerschule ihre Kurse anbieten. Alleine bekämen sie eine Lerngruppe gar nicht zustande. Um die zwölf Teilnehmer sind die Regel. Rückert- und Leibniz-Gymnasium bieten mittlerweile gemeinsame Kurse an.

Trotzdem haben sie keinen Leistungs-, sondern nur spärlich besetzte Grundkurse zusammenbekommen. Am Comenius-Gymnasium hat man sich mit einer Notlösung beholfen und Grund- und Leistungskurs zu einer Gruppe zusammengefasst.

"Natürlich würden wir den Französischunterricht nicht ganz streichen", sagt Matthes. "Schließlich ist Frankreich ein wichtiger Handelspartner für Deutschland." Ihr Kollege Detlef Pechtel, stellvertretender Leiter des Leibniz-Gymnasiums glaubt, dass sich die Beliebtheit des Spanischen nicht halten wird. Dass sich das Blatt dann wieder zugunsten der französischen Sprache wenden wird, glaubt er aber auch nicht. "In spätestens fünf Jahren wollen alle Chinesisch lernen."

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