Rather Modell: Notfalls kommt der Lehrer nach Hause

Der Verein für Schulverweigerer hat einen neuen Partner und neue Räume.

Düsseldorf. Tina und Markus haben gerade ihren Hauptschulabschluss gemacht. Nicht in irgendeiner Schule, sondern beim Rather Modell. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche, die teilweise jahrelang nicht zur Schule gegangen sind, ohne Druck und Zwang ans Lernen heranzuführen, den ehemals hoffnungslosen Schülern Perspektiven zu bieten.

Seit gestern hat das Rather Modell, das nun an vier Standorten vertreten ist, einen neuen Partner: die Jugendberufshilfe, die Schülern wie Tina und Markus in neuen Räumen wieder Lust auf Unterricht machen will. "Jetzt haben wir Schüler viel mehr Möglichkeiten", sagt die 16-jährige Tina.

Es gibt einen Werkraum, einen Aufenthalts- und einen so genannten Differenzierungsraum. Hierher können sich Schüler zurückziehen, die den Unterricht verlassen mussten - weil sie sich nicht mehr konzentrieren konnten oder auch weil alte Angstgefühle wieder hochkamen.

Viele der jungen Teilnehmer des Rather Modells kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Sie haben nie gelernt, mit Leistungsdruck umzugehen, den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, geschweige denn, diese überhaupt zu kennen. "Die Schulverweigerung ist ein Mittel, um eine Notsituation zum Ausdruck zu bringen," sagt Burkhard Hintzsche, Jugend- und Schuldezernent.

Auf diese Notsituation reagieren Menschen wie Roland Kühler. Der Sonderschullehrer und Projektleiter des Rather Modells setzt auf praktisches Lernen und die Kooperation mit Künstlern. Bei der hauseigenen Catering-Firma machen sechs der insgesamt 25 Schüler mit.

Neben dem täglichen Unterricht gibt es Musik- und Kunstprojekte unter fachlicher Leitung. Zum Team gehören daher nicht nur Lehrer und Sozialpädagogen, sondern auch Künstler und Handwerker. Das scheint zu wirken, denn die Abbrecherquote beim Rather Modell liegt laut Hintzsche bei gerade mal 3,3Prozent.

"Die Lehrer geben sich wirklich viel Mühe mit jedem von uns", sagt Tina. Wenn arg belasteten Jugendlichen manchmal alles zu viel ist, kommen die Lehrer für den Unterricht auch nach Hause. Tina schätzt diese Hilfsbereitschaft. "Sie haben mir sehr geholfen. Ich werde mein Abi machen und will danach Tiermedizin studieren."

Der 17-jährige Markus beginnt am 1.August eine Lehre als Autolackierer. Beruflich ist er angekommen, und auch auch menschlich fühlt er sich gut. "Ich habe gelernt, mich auf andere Menschen verlassen zu können. Ich habe hier enge Freunde gefunden."

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