Mehr Sozialarbeit(er) für Schulen

Früher galt es unter Lehrern als Makel, Hilfe von Sozialarbeitern anzunehmen. Heute wollen sie auf diese Hilfe nicht mehr verzichten.

Düsseldorf. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil der Düsseldorfer Schullandschaft: die Schulsozialarbeiter. Alle 14 Haupt- und 12 Förderschulen haben einen, außerdem drei Gymnasien, zwei Realschulen und bislang 15 Grundschulen.

Und wenn sich am nächsten Dienstag die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses treffen, werden sie beschließen, dass nach den Sommerferien an allen 13 Realschulen im Stadtgebiet ein Schulsozialarbeiter im Einsatz sein wird. Eine Vorlage gibt es zudem für Planstellen an weiteren sieben Grundschulen.

Bernhard Nagel, Sachgebietsleiter für Jugendsozialarbeit im Jugendamt, weiß um die Bedeutung von Schulsozialarbeit: "Keine der Schule will darauf mehr verzichten!". Das war allerdings nicht immer so: Als die Stadt 2003 die ersten Stellen an den Hauptschulen einrichtete, seien vor allem die Lehrer zunächst sehr skeptisch gewesen und hätten die Sozialarbeiter sogar als Konkurrenz empfunden: "Mittlerweile sind die Vorbehalte der Kooperation gewichen."

Und Schulen, die anfangs die Anwesenheit des Sozialarbeiters geradezu als Makel empfunden haben, werben heute in ihren Schulprogrammen damit.

Rolf-Jürgen Bräer, Leiter der Adolf-Reichwein-Hauptschule, bestätigt das: "Schulsozialarbeiter sind eine wichtige Unterstützung mit unschätzbaren Vorteilen." Sie seien immer vor Ort und mittlerweile Ansprechpartner für Eltern, Schüler wie Lehrer und werden als Vertrauensperson wahrgenommen.

Detlef Polt, Leiter der Grundschule Deutzer Straße, ergänzt: "Sie sind eine echte Entlastung, weil sie sich um Projekte wie Probleme kümmern, die wir sonst auch noch schultern müssten. Ich bedauere, dass wir erst seit einem halben Jahr einen Schulsozialarbeiter haben."

Davorka Bukovcan ist die Schulsozialarbeiterin der ersten Stunde in Düsseldorf: Sie arbeitet bei der Arbeiterwohlfahrt und war 1981 die erste Schulsozialarbeiterin, die in die Grundschulen ging: "Damals ging es zunächst um die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund", erinnert sie sich. "Keine Schule wollte mich haben, sie fühlten sich stigmatisiert."

Erst Ende der 80er Jahre, als mit Gewalt, Rassismus und Zerstörung die Probleme immer größer geworden seien, habe man begonnen, über den Nutzen von Schulsozialarbeit nachzudenken.

Heute arbeitet Schulsozialarbeiterin Ines Steggewentze gut mit Lehrern der Adolf-Reichwein-Hauptschule zusammen: "Wir nehmen die Glut raus", bringt sie es auf den Punkt. "Die Lehrer sind oft überfordert und daher dankbar für die Kooperation mit uns. Wir bringen alle wieder ins Gespräch miteinander: Kinder, Lehrer und Eltern und schaffen es oft, Schulschwänzer wieder zur Schule zu bekommen!".

Noch nicht so gut versorgt mit Sozialarbeitern sind bislang die Gymnasien der Stadt. Steggewentze: "Dabei haben die auch arg zu kämpfen mit Leistungsdruck und Mobbing." Die Gymnasien gehen offenbar eigene Wege. Norbert Münnix, Schulleiter des Marie-Curie-Gymnasiums, sagt: "Wir haben psychologisch ausgebildete Beratungslehrer und damit unser eigenes Frühwarnsystem."

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