Düsseldorfer Schülerinnen entdecken Afrika

Interview: Das Fliedner-Gymnasium unterstützt Projekte in Ruanda. Schülerin Leonie Jünke und andere schauten sich vor Ort um.

Düsseldorf. Fünf Schülerinnen des Theodor-Fliedner-Gymnasiums haben in den Sommerferien für zwei Wochen ihre Partner-Diözese in Shyogwe in Ruanda besucht. Vor Ort sollten sie sich ein Bild machen, was mit der 56 000-Euro-Spende ihrer Schule passiert. Leonie Jünke (18) war mit dabei.

Frau Jünke, hatten Sie vor Ort den Eindruck, dass das Geld gut investiert wird?

Jünke: Ja. Wir haben sogar in dem Bildungszentrum gewohnt, in dem bald 240 Jugendliche eine Ausbildung erhalten, die ihre Eltern verloren haben. Die bekommen dank unserer Spende eine Chance auf ein besseres Leben.

Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Jünke: Wir haben mit ruandischen Jugendlichen gemeinsam getanzt und gesungen. Das war toll. Sie haben uns afrikanische Volkstänze beigebracht und wir haben ihnen den Macarena gezeigt. Der hat ihnen so gut gefallen, dass wir ihnen gleich ein paar CDs mit dem Lied geschenkt haben.

Gab es auch Situationen, in denen Sie sich unwohl gefühlt haben oder Angst hatten?

Jünke: Die meisten haben uns mit offenen Armen empfangen und waren sehr freundlich. In einem Dorf sind wir allerdings auch beschimpft worden. Das war aber die absolute Ausnahme. Angst hatte ich nie.

Haben Sie mit den Ruandern auch über den Völkermord von 1994 gesprochen?

Jünke: Mit dem Thema muss man sehr sensibel umgehen. Man spürt aber, dass die grausamen Morde auch nach fünfzehn Jahren noch immer präsent sind. Wir haben drei Gedenkstätten besucht und mit einem Zeitzeugen gesprochen. Die Massengräber auf Fotos zu sehen und die Geschichten von einem Betroffenen zu hören, das war sehr erschreckend. Das werde ich niemals vergessen.

Weiß man den deutschen Lebensstil nun mehr zu schätzen?

Jünke: Auf jeden Fall. Im Alltag denkt man hier gar nicht darüber nach, was für ein Glück wir eigentlich haben. In Deutschland muss man nicht Angst haben, dass der Nachbar im Bürgerkrieg den eigenen Vater ermordet hat.

Sie haben vor der Reise nach Ruanda erzählt, dass Sie nach dem Abitur für ein Jahr bei Hilfsprojekten in Afrika mitarbeiten wollen. Ist es dabei geblieben?

Jünke: Ich habe gemerkt, dass ich mir Leid und Armut zu sehr zu Herzen nehme. Man braucht einen gewissen Abstand, um das psychisch durchzuhalten. Deshalb lasse ich mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Vielleicht gehe ich nur für einige Wochen nach Afrika. Land und Leute würde ich gerne wiedersehen.

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