Der Chef geht und das Görres Gymnasium sagt Adieu

Otto Wirtz hat 15Jahre lang die berühmteste Schule der Stadt geleitet. Jetzt sucht das Görres-Gymnasium einen neuen Chef.

Düsseldorf. Die Liste der namhaften Ehemaligen ist lang. Sie beginnt mit Heinrich Heine und führt zu Filmemacher Philip Görning, Pantomime Nemo und dem derzeitigen Kölner Kulturdezernenten Georg Quander. Alteingesessene Düsseldorfer Familien schicken ihren Nachwuchs auf die Schule an der Kö, einflussreiche Anwälte und Professoren der Uni-Klinik.

Werbung macht Schulleiter Otto Wirtz mit seiner illustren Schülerschaft indes nicht. Auf der Schulhomepage sucht man vergebens nach einem Promi-Link. "Wir sind diskret", sagt Wirtz.

Als er vor 15 Jahren den Schulleiterposten des traditionsreichen Gymnasiums übernahm, wusste er, dass dort Vorsicht und Fingerspitzengefühl gefragt sind. "Man muss darauf achten, wie man sich gibt", sagt Wirtz, "und trotzdem wahrhaftig sein."

Seine Fähigkeit zur Balance wurde gleich in den ersten Monaten seiner Amtszeit auf die Probe gestellt. "Schüler hatten Molières ,Der eingebildete Kranke’ einstudiert. Am Tag der Aufführung starb ein Kollege. "

Nach intensiven Beratungen kam Wirtz zu dem Entschluss, die Schüler sollten das Stück trotzdem aufführen. Als literarischen Beitrag, aber ohne Applaus. "Vielleicht", sagt er, "würde ich aber heute anders entscheiden und die Veranstaltung ausfallen lassen."

Wirtz ist Französischlehrer und hat bis zuletzt noch einen Leistungskurs unterrichtet, im September war er mit den Schülern auf Studienfahrt in Südfrankreich. Auch als Lehrer immer präsent zu sein, war dem vielbeschäftigten Rektor, stets ein Anliegen. "Ich habe manchmal ganz bewusst vor Unterrichtsbeginn die Schüler am Eingang begrüßt."

Für einen Abi-Scherz ließ er sich sogar zum ersten Mal in seinem Leben auf ein Pferd setzen, bei der ersten offiziellen Düsseldorfer Schul-Karnevalssitzung, die 2008 im Görres-Gymnasium stattgefunden hat, tauchte Wirtz als Scheich auf.

"Ich habe überhaupt nichts gegen Karneval", sagt der gebürtige Bensberger, der seit 38 Jahren in Düsseldorf lebt und in Jan Wellem quasi einen Verbindungsmann zwischen Herkunft und Wahlheimat gefunden hat. "Er hat Schloss Bensberg gebaut, in welchem wir als Kinder allerdings nie spielen durften."

Die Vita des Kurfürsten fasziniert Wirtz, vor zwei Jahren hat er über ihn ein Buch veröffentlicht. Zeit für Ausgleich bleibt also neben der Schule: Die einen treiben dann Sport, Wirtz schreibt.

Am Freitag wird er verabschiedet und darf sicher sein, dass seine Kollegen und Schüler sich für ihren Chef etwas einfallen lassen. Der Nachfolger steht noch nicht fest, das Bewerbungsverfahren läuft. Und was fängt Wirtz jetzt mit der vielen Zeit an? "Vielleicht schreibe ich ein neues Buch."

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