Tod: Integration bis ins Grab

Migranten können sich in Düsseldorf beerdigen lassen. Eine Überführung in ihr Heimatland ist den meisten aber lieber.

Düsseldorf. Im Tod gibt es keine Unterschiede zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Bei der Beerdigung allerdings schon.

Auf den Düsseldorfer Friedhöfen gibt es zwei konfessionelle Grabfelder. Eines für christlich-orthodoxe Bestattungen auf dem Stoffeler Friedhof und eines für muslimische Beisetzungen auf dem Südfriedhof. "Das Angebot wird angenommen, aber es ist auch noch ausreichend Platz vorhanden", sagt Gartenamtsleiter Manfred Krick.

"Die meisten lassen die Leichen ihrer Angehörigen in die alte Heimat überführen", sagt Ahmet Moghnieh. Der Libanese ist Geschäftsführer des Islamischen Bestattungsinstituts an der Kölner Landstraße. "Die Migranten, die jetzt alt sind, fühlen sich oft ihrem Heimatort noch sehr verbunden", sagt er. Moghniehs Unternehmen führt im Jahr ungefähr 20 Beerdigungen in Düsseldorf durch. Zum Vergleich: Allein Turkish Airways flog im Jahr 2009 etwa 1150 Leichname von Düsseldorf aus in die Türkei.

"Wer Verwandte in der alten Heimat hat, lässt sich lieber dort beerdigen, damit die Familie auch regelmäßig am Grab beten kann", sagt Ismael Kiziltan, Vorsitzender der Ditip-Gemeinde der Türkischen Union in Düsseldorf. Die Ditip bietet ihren Mitgliedern über den bundesweiten Dachverband sogar einen Sterbefonds an. "Das ist wie eine Versicherung: Jedes Mitglied zahlt ein, und der Fonds übernimmt dann Überführungs- und Bestattungskosten. Nur die Grabkosten muss die Familie des Verstorbenen selbst zahlen."

Die Kosten sind neben der Heimatverbundenheit der zweite Grund, warum viele Migranten ihre Toten lieber nicht in Düsseldorf beerdigen lassen. "Eine Überführung ist viel günstiger", sagt Bestatter Moghnieh. Auf etwa 1750 Euro kämen die Familien je nach Herkunftsland für Flug und Grab. Hier koste allein eine Beerdigung um die 2300 Euro. Auch der Tod ist nicht umsonst.

Der dritte Grund für die hohe Zahl der Überführungen liegt in der Religion. Muslime müssen in Erde begraben sein, in der nicht schon einmal ein Toter gelegen hat. "Diese Voraussetzung erfüllen wir", sagt Gartenamtsleiter Krick. Doch Ataman Yildirim von der Awo-Integrationsagentur weiß: "Viele haben Angst, dass das Grab irgendwann neu belegt wird." Krick sagt, das sei auch eine Kostenfrage: "Wenn die Familie die Grabgebühr zahlt, kann der Tote unendlich lange dort liegen bleiben."

Ob der Ditip-Vorsitzende Ismael Kiziltan in Düsseldorf oder in der Türkei seine letzte Ruhestätte finden wird, weiß er selbst noch nicht: "Das soll die Familie spontan entscheiden."

Der Trend zur Überführung nimmt aber ab. "Die Generation von Migranten, die hier geboren ist, will auch öfter hier beerdigt werden", sagt Moghnieh, der sich vor allem um die Bestattungen von Libanesen und Muslimen aus dem ehemaligen Jugoslawien kümmert. Schließlich sähen die meisten Düsseldorf als ihre Heimat an.

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