Neues Netz U-Bahn: Ärger mit neuen Rolltreppen

Die Technik in den neuen Bahnhöfen der Wehrhahn-Linie ist störanfällig. Aufzüge und Fahrtreppen streiken aber auch anderswo.

Neues Netz: U-Bahn: Ärger mit neuen Rolltreppen
Foto: M. Zanin (oben), N. Gehring

Düsseldorf. Schnell voran kommt man mit der neuen Wehrhahn-Linie. Und auf den Kunst-Bahnhöfen unter der Erde wartet es sich schön. Nur der Weg in die Tiefe, der klappt auch zweieinhalb Wochen nach Einweihung der Ost-West-U-Bahn noch längst nicht reibungslos. „Am Kirchplatz steht wirklich jeden Tag etwas still, entweder eine Rolltreppe oder ein Aufzug“, klagt WZ-Leserin Anneliese Wolter. Dienstag gegen 16 Uhr streikten sogar Rolltreppen und Aufzüge zusammen — für manchen alten oder gehbehinderten Fahrgast hieß das: im Tunnel bleiben und warten.

Neues Netz: U-Bahn: Ärger mit neuen Rolltreppen
Foto: Annic Völkel

Probleme mit den neuen Rolltreppen von Weltmarktführer Otis (die korrekte Bezeichnung ist Fahrtreppen) gab es von Anfang an: „Offenbar hat die Steuerung zu sensibel reagiert, weshalb die Fahrtreppen regelmäßig ausfielen“, berichtet Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Bahnhof für Bahnhof, Rolltreppe für Rolltreppe werde jetzt per Hand eine neue Software aufgespielt. Schumacher: „Es wird besser, aber glücklich sind wir noch nicht.“

Neues Netz: U-Bahn: Ärger mit neuen Rolltreppen
Foto: M. Zanin (oben), N. Gehring

Was im Fall der Wehrhahn-Linie noch als Kinderkrankheit durchgehen mag, ist für alte, gehbehinderte Fahrgäste oder Eltern mit Kinderwagen ein regelmäßig wiederkehrendes Ärgernis. Das gilt an Stationen der Rheinbahn, mehr noch aber an denen der Deutschen Bahn. Kaum ein Tag vergeht in Düsseldorf, an dem nicht irgendwo eine Rolltreppe oder ein Aufzug defekt ist. Kleine Bestandsaufnahme von Dienstagvormittag: Am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee fällt erst eine neue, dann eine alte Rolltreppe (von Thyssen-Krupp) aus. Die Bahn meldet auf WZ-Anfrage drei Aufzüge außer Betrieb: S-Bahnhof Garath (Erneuerung der Bremse); Reisholz (Kurzschluss); Unterrath (statische Überprüfung). Tatsächlich funktionieren aber selbst an den zuletzt generalüberholten S-Bahnhöfen wie Zoo oder Derendorf Aufzüge oder Rolltreppen immer mal wieder nicht. In der Regel handele es sich um kurzzeitige Ausfälle aufgrund von „leichterem Vandalismus“, teilt ein Sprecher der Bahn mit, manchmal erzwinge die Zerstörungswut einzelner aber auch längere Ausfälle. Mittlerweile stünden Fahrtreppen und Aufzüge im Fokus der Bahn und würden an jedem Arbeitstag geprüft.

Darum hatte zuletzt der Behindertenbeirat der Stadt nachdrücklich gebeten: „Wir haben uns im Ausschuss bei einem DB-Vertreter beschwert, weil es oft so lange dauert, bis defekte Rolltreppen und Aufzüge instandgesetzt werden“, berichtet Olaf Lehne, der Vorsitzende des Gremiums.

Generell ist indes zu konstatieren, dass die Rolltreppen und Aufzüge zwar gefühlt oft, statistisch aber selten ausfallen. Laut Rheinbahn-Auswertung lag die „Verfügbarkeitsquote“ 2015 bei Rolltreppen in keinem Quartal unter 97, bei Aufzügen gar bei 98 Prozent (nur im ersten Quartal verhagelte der Aufzug Tonhalle die Bilanz etwas). Das ist besser als in Städten wie München und Essen, wo 2015 im Schnitt 95 beziehungsweise 93 Prozent der Rolltreppen und Aufzüge funktionsfähig waren.

Auf der anderen Seite behindern auch Ausfälle von nur drei oder fünf Prozent am Tag immer noch viele Fahrgäste. Experten verweisen darauf, dass die Fahrtreppen in stark frequentierten Bahnhöfen viel größeren Belastungen ausgesetzt sind als etwa die in Kaufhäusern — das fängt beim (Winter-)Wetter an und hört bei Randalierern auf. Zudem steckt in den modernen, so robust scheinenden Treppen reichlich empfindliche Technik in Form von Motoren, Getrieben, Sensoren oder automatischen Heiz- und Schmieranlagen. Entsprechend viel kann also ausfallen.

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