Serie: Die besten Düsseldorfer Live-Konzerte Robbie Williams sang im Kohlenkeller

Der Entertainer mit Boy-Group-Vergangenheit hat legendäre Konzerte am Rhein gegeben.

Hat in Düsseldorf viel erlebt: Entertainer Robbie Williams, hier bei einem Konzert im Jahr 2014. Archiv

Hat in Düsseldorf viel erlebt: Entertainer Robbie Williams, hier bei einem Konzert im Jahr 2014. Archiv

Foto: Ferdy Damman

Düsseldorf. Es gab viele legendäre Konzerte im Tor 3, dem berüchtigten „Kohlenkeller“ (Helge Schneider) an der Ronsdorfer Straße. Auch solche, bei denen Bands spielten, die schon an der Superstar-Schwelle standen und anschließend nur noch in großen Hallen oder Stadien zu sehen waren, beispielsweise Guns’n Roses (1987), Massive Attack (1994), Rammstein (1997) und natürlich die Toten Hosen (die kamen aber auch später zu diversen Ge-Heimspielen zurück). Und dann kam Robbie, ein Wiederauferstandener, der nach seinem Ausstieg bei Take That nicht nur Millionen von Teeny-Herzen brach, sondern auch sich selbst in Schwierigkeiten brachte.

Serie: Die besten Düsseldorfer Live-Konzerte: Robbie Williams sang im Kohlenkeller
Foto: dpa

Um den Dämonen seiner Boy-Group-Vergangenheit zu entkommen, unterzog er sich einem längeren intensiven Alkohol- und Kokain-Exzess und sah zeitweise so aufgeschwemmt aus wie ein gelungener Hefeteig. Doch er kam als Phönix nach Düsseldorf. Ein gefallener Engel, der dem mentalen und Drogenloch entkommen war. Ein kommender Superstar, das war allen klar. Er hatte schon zwei erfolgreiche Solo-Alben im Gepäck und seine besten Songs bereits geschrieben (von „Rock DJ“ mal abgesehen), und sich ganz bewusst für einen „kleinen“ Rockschuppen mit entsprechendem Stammpublikum entschieden, um dem Teeny-Terror zu entkommen.

Die Rechnung des seinerzeit 24-Jährigen ging auf. Im Tor 3 blieb pubertäres Gekreische aus. Der, dem bislang nur die kleinen Mädchen hinterher schrien, erfuhr an jenem magischen Abend endlich auch Anerkennung seiner Geschlechtsgenossen, die zunächst widerwillig, von ihrer besseren Hälfte überredet zum Konzert kamen. Unten auf dem Mainfloor und vor der Bühne wurden zwar überwiegend aufgeregte Mädchen, aber auch Pärchen in den späten 20ern gesichtet.

Oben, auf dem kleinen Vip-Balkon neben der Backstage, befand sich Düsseldorfs Sport- und Musikprominenz (inkl. Der Toten Hosen) und auch ein paar richtig schwere Jungs. Deren Begleiterinnen schienen sich zunächst im Griff zu haben. Aber als das kleine Robbie-Bäuchlein erstmals aus dem T-Shirt des seinerzeit noch relativ untätowierten und einigermaßen unpummeligen Körpers lugte, lächelten sie noch konziliant, dachten aber schon: „Och, wie süß“. Zehn Minuten später waren sie nicht mehr ansprechbar.

Dass keine BH´s flogen, war alleine der Entfernung zur Bühne geschuldet. Doch der Erregungszustand der Damen fiel nicht weiter auf, weil der Showman lieferte und inzwischen auch die Kerle im Griff hatte. Wenn der Typ aufs Gute-Laune-Programm umschaltet, mit Blendamed-Grinsen und mit großen Gesten die Welt umarmt, bleibt wirklich kein Auge trocken. Und wo kommt ironische Angeberei, plumpe Hochstapelei und schierer Größenwahn besser an als in Düsseldorf? Erst recht, wenn es mit astreinem handwerklichen Können einhergeht, und damit sind nicht seine akrobatischen Einlagen mit dem Mikro gemeint.

Unterstützt vom größtmöglichen Equipment, das in den solchen Kohlenkeller rein passt, startete die Show natürlich mit „Let Me entertain You“. 18 Songs folgten. Ein Jahr vor dem Millennium hatte er natürlich schon einen gleichnamigen, opulenten Hit in petto und weitere Kracher wie „Karma Killer“, „No Regrets“, „Strong“ und „Angels“ folgten. Alle sangen mit oder klebten an seinen Lippen. Drei Songs folgten als Zugaben: das The Who-Cover „Pinball Wizard“, „Stand Your Ground“ und „One Of God´s Better People“ — die man heuer zwar nicht mehr vermisst, damals aber großartig waren. Selbst die Vips applaudierten dem sichtlich bewegten Robbie noch auf dem berühmten Laufsteg unter der Decke frenetisch entgegen.

Nach diesem positiven Erlebnis kehrte Robbie noch oft nach Düseldorf zurück. Beim Konzert am 20. Februar 2001 in der Philipshalle imponierte er auch erstmals mit fußballerischem Können (beidfüßigem Ball-Hochhalten und ins Publikum knallen). Später gab es ein spontan eingefädeltes Match zwischen den Crews von den Toten Hosen und Williams in der Esprit Arena, vor leeren Rängen. Kurze Zeit danach kam er als Mitglied der wieder vereinigten Take That an den Ort seines 4:3-Sieges zurück, diesmal allerdings vor einer Kulisse von 48 000 Zuschauern. 2014 gastierte er mit seinem Swing-Programm zweimal hintereinander im ISS-Dome.

Die intime Magie des Tor 3-Gigs erreichte allerdings keiner seiner zahlreichen Auftritte in der Landeshauptstadt. Er nächtigte auch öfters auf der Kö, wenn er in der Nähe spielte.

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