Auf einen Kaffee mit... Evelyn Hammerström: „Die Düsseldorferin zieht sich nicht mutig an“

Evelyn Hammerström gilt mit „Jades“ seit über 15 Jahren als die Mode-Pionierin der Stadt. Sie liebt ihr Geschäft noch immer — vermisst in Düsseldorf aber das Nachtleben.

Auf einen Kaffee mit...: Evelyn Hammerström: „Die Düsseldorferin zieht sich nicht mutig an“
Foto: Melanie Zanin

Frau Hammerström, wenn man jeden Tag mit Mode zu tun hat, wirklich jeden Tag — hat man selbst dann überhaupt noch Lust, shoppen zu gehen?

Evelyn Hammerström: Ja und wie. Das verliere ich nie. Ich bin ja in den tollsten Städten der Welt unterwegs — Paris, London, New York. Da wäre es doch schade für eine Frau, wenn sie nicht shoppen ginge. Ich laufe sehr gern herum, und ich finde auch immer was. Es ist meine Leidenschaft.

Wo kaufen Sie am liebsten ein und was?

Hammerström: Am liebsten in Paris und dann Taschen und Schuhe. Alles andere habe ich ja hier.

Sind Sie selbst die beste Jades-Kundin?

Hammerström: Absolut. Ich könnte hier jeden Tag etwas kaufen!

Sie haben eine sehr lange Geschichte mit ihrem Laden — mehr als 15 Jahre. Was bedeutet er Ihnen?

Hammerström: Er ist mein Baby. Meine Tochter ging damals aufs Internat — und ich gründete Jades. Seither ist der Laden wie eine zweite Tochter. Und die liebe ich sehr, sie beschäftigt mich 24 Stunden am Tag.

Würden Sie, wenn Sie heute vor der Entscheidung stünden, einen Laden zu eröffnen, es noch einmal genauso machen?

Hammerström: Wäre die Zeit so wie vor 15 Jahren: auf jeden Fall. Aber so: Ich weiß es nicht. Eher nicht. Ich glaube, Herr Eickhoff, der vor einigen Jahren geschlossen hat, hat alles richtig gemacht. Er hatte das richtige Näschen. Obwohl er mir als Sparringspartner unglaublich fehlt.

Warum heute nicht mehr?

Hammerström: Durch die ganzen Onlineshops ist der Kunde übersättigt. Du kannst kaum mehr etwas Neues für ihn finden — das macht er selbst. Es ist schwer geworden, die Menschen noch zu begeistern.

Immer etwas Neues finden zu müssen, klingt anstrengend. Empfinden Sie das so?

Hammerström: Nein, das ist nicht anstrengend. Das sind wir gewöhnt. Ich habe gute Leute, die mir Informationen zuspielen. Vor allem junge Leute.

Es gab nicht nur schöne Momente in diesen 15 Jahren — bei Ihnen wurde 2014 eingebrochen, 500 Jacken wurden gestohlen. Sie haben damals 20 000 Euro Belohnung ausgesetzt. Was ist daraus eigentlich geworden?

Hammerström: Das war wirklich ein schlimmer Moment. Vor allem weil wir wussten, es muss Insiderwissen gegeben haben, also aus dem Laden heraus. Aber wir haben die Jacken nie wiedergesehen. Natürlich haben wir einen Teil von der Versicherung bekommen — aber es blieb ein bitterer Beigeschmack. Und mein Weihnachtsgeschäft war kaputt.

Dann gab es aber tolle Momente. Victoria Beckham und Justin Timberlake waren hier. Was macht man mit solchen Stars?

Hammerström: Die Frage haben wir uns auch zuerst gestellt. Aber alles war ganz normal: Frühstück bei uns zu Hause, mit Victoria waren wir im Füchschen essen — ja, sie isst (lacht). Und die Düsseldorfer waren so begeistert — sie haben ja nicht so oft Weltstars hier und man kann sie mit einem solchen Besuch sehr glücklich machen. Das spüren die Stars auch. Und Düsseldorf hat ihnen sehr gut gefallen — weil es eine Weltstadt im Miniformat ist. Sie haben sich sehr wohlgefühlt — das sieht man schon daran, dass beide sogar zwei Mal hier waren.

Was sagen Sie denn zur Entwicklung in der Ecke hier — die Kö und das Umfeld?

Hammerström: Die Kö besteht mir zu viel aus Mono-Label-Stores — da fehlt eben Eickhoff. Mit dem Kö-Bogen hat sich die Einkaufsmeile etwas ausgedehnt. Vorher war es kompakter. Da gab es nur die Kö und unsere Ecke hier. Düsseldorf wird eben größer.

Es gibt ja Klischees, die Düsseldorf sich auch ein Stück weit selbst auferlegt: Modestadt, Klein-Paris. Sind wir das?

Hammerström: Naja, waren wir vielleicht mal. Die Düsseldorferinnen sind schon modeinteressiert. Aber es ginge noch viel mehr. Wenn man in Paris sieht, wie die Frauen angezogen sind, da fühlt man sich wie in einem Kinofilm. Hier zieht sich kaum noch eine mutig an, alle gehen gleich. Es ist sehr uniformiert.

Woran liegt das?

Hammerström: Weil es kein Nachtleben mehr gibt. Wo sind denn noch gute Clubs? Alle verschwunden. Aber ich muss sagen: Im Moment baut es sich wieder ein bisschen auf. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Und ich habe schon Abendkleider dafür eingekauft (lacht).

Vor vier Jahren bei einem Interview haben Sie mal gesagt, Sie seien gerade total begeistert von Düsseldorf. Ist nicht mehr so?

Hammerström: Doch. Ich bin eigentlich immer begeistert von Düsseldorf. Es gibt den Menschen Gemütlichkeit, Halt. Ich glaube, Düsseldorf ist gerade für junge Menschen noch sehr gesund, bietet ihnen Sicherheit — das kann ich von manchen anderen Städten, die vielleicht interessanter sind, nicht behaupten.

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