Düsseldorf Kunstakademie: Der braune Geist wirkte nach

Die Kunstakademie wurde 1946 wiedereröffnet. Doch viele Professoren mit NS-Vergangenheit blieben im Amt.

Düsseldorf: Kunstakademie: Der braune Geist wirkte nach
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Fliegerangriffe der Jahre 1942, 1943 und 1944 hatten dem Gebäude der Kunstakademie an der Eiskellerstraße schwere Schäden zugefügt. Der Beschuss am 14. und 21. März 1945 mit Phosphorgranaten führte dazu, dass das gesamte Dach ausbrannte und im Ostflügel alle Decken einstürzten.

Im September 1945 kehrten die ersten Studenten aus dem Krieg zurück und stellten sich für die Räumungs- und Wiederaufbauarbeiten zur Verfügung. Die Arbeit begann im Keller, wo die Bibliothek in Kisten verpackt war. Um das Dach provisorisch zu decken, wurden die aus dem Schutt geborgenen, verrosteten Blechschränke auseinandergenommen und die so gewonnenen Blechplatten als Notdach benutzt. Die großen Fensterhöhlen wurden bis auf eine Lichtöffnung mit Brettern verschlossen die neuen Decken entstanden aus Trümmerschuttbeton. Am 31. Januar 1946 wurde die Kunstakademie wiedereröffnet.

Die Festrede hielt Robert Lehr in seiner Eigenschaft als „Oberpräsident der Nordrheinprovinz“. Das Land Nordrhein-Westfalen existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Lehr war seit 1924 Oberbürgermeister in Düsseldorf, bis er 1933 durch die Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt wurde. Nach der NS-Machtergreifung zog er sich ins Privatleben zurück und nahm auch Kontakt zum nationalkonservativen Widerstand gegen Hitler auf.

Nach dem Krieg war er kurzzeitig Landtagspräsident, Mitglied des Parlamentarischen Rats, Bundestagsabgeordneter und schließlich von 1950 bis 1953 Bundesinnenminister. Sein Appell an die Professoren und Studenten: „Die staatliche Kunstakademie muss ein lebendiger Born neuen Geistes und die Zelle einer die jungen Menschen befruchtenden Erziehung sein.“

Ein schönes Ziel, aber keineswegs einfach zu erreichen. Denn die Akademie war zu Zeiten der Nazis ein Hort der ewig Gestrigen. Im März 1933 wurde auf dem Gebäude die erste Hakenkreuzfahne gehisst. Walter Kaesbach wurde entlassen. Hans Kohlschein, seit 1921 Professor am Haus, aber 1927 von Kaesbach entlassen, hatte den Rektor denunziert, ihm „Verbrechen an dem jungen deutschen Kunstnachwuchs“ vorgeworfen und damit veranlasst, dass die „Säuberung“ des Musentempels beginnen konnte.

Eine wichtige Rolle in der Nazi-Zeit spielte Werner Peiner (1897 bis 1984), seit 1933/34 Professor für Monumentalmalerei. Er stand für die Blut- und Bodenideologie im nationalsozialistischen Verständnis. 1937 übernahm er die Hermann-Göring-Meisterschule in Kronenburg, ursprünglich als Dependance der Düsseldorfer Akademie in der Eifel gedacht. Peiner wurde 1937 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, 1940 Preußischer Staatsrat und galt seit 1944 als „Unersetzlicher Künstler“. Zum 50. Geburtstag Hitlers organisierte er unter großer Beteiligung der Kunstakademie einen Fackelzug durch den Garten des Malkastens.

Erster Rektor wurde Ewald Mataré, er wurde im Oktober 1945 wiederberufen und einstimmig zum kommissarischen Direktor vorgeschlagen. Er war schon 1932 für neun Monate Professor am Eiskellerberg, bevor die Nazis ihn entließen. Doch die „Säuberung“, für die er eintrat, konnte er nicht durchsetzen. Sein Plädoyer für die Entlassung nationalsozialistisch belasteter Professoren wurde abgelehnt.

Gegen den Verbleib von Professoren mit nationalsozialistischer Vergangenheit rebellierte 1948 die Klasse des 1947 berufenen Malers Otto Pankok. Noch 1950 war der Schnitt mit der braunen Vergangenheit nicht vollzogen, wie Otto Piene im Gespräch mit der WZ berichtete.

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