So feiert’s sich unterm Regenbogen

Der Prinz hatte am Samstag ein Heimspiel: Die Regenbogen-Sitzung war ein Höhepunkt der Session.

Düsseldorf. Am Ende des Regenbogens, so heißt es, steht ein Topf voll Gold. Am Ende des Düsseldorfer Regenbogens scheint allerdings eher ein Topf voll Konfetti zu stehen. Die Partys der KG Regenbogen sind inzwischen feste Termine in den Sessionsplänen aller echten Jecken. Was als Nischenfeierei für Homosexuelle begann, steht jetzt für Karneval mit Stil statt Suff.

Das bewies die schwul-lesbische Karnevalsgesellschaft am Samstag wieder bei ihrer Sitzungsparty im Stahlwerk. Das Publikum ist ein buntes - oft sehr aufwändig und kostspielig inszeniertes - Gemisch, in dem kein Platz ist für junge Straßenkarnevalisten, die sich nur mit einem "Küss mich" auf der Wange verkleiden. Und das ältere Zielpublikum anderer Sitzungen wird dadurch ausgeschlossen, dass hier keine Bänke im Saal stehen.

Dass Prinz Lothar am späten Samstagabend im Stahlwerk ein Heimspiel bei seiner KG Regenbogen hat - und zuvor schon mehrfach per Live-Schalte "zugegen" ist -, ist wohl nur für einen Teil der Gäste entscheidend. Denn Vereinsmitglieder sind sicher nicht in der Überzahl. "Es ist viel zu voll", beschwert sich Thorsten Mettner(41). "Mittlerweile kommen ja die ganzen Heterosexuellen auch." Und er weiß auch, warum: Schwule Männer könnten sich auch betrunken noch benehmen.

"Schwule und Lesben feiern fantasievoller", findet auch Sigrid Britschgi (46), die an diesem Abend als Holla, die Waldfee, unterwegs ist. "Früher konnte man so nur in Köln feiern - dank der KG Regenbogen jetzt auch in Düsseldorf." Auch Yvonne Laprell (21) stört es nicht, dass die Männer auf dieser Party meist nicht mit ihr flirten wollen.

"Uns geht es hier nur um die Party - wir sind auch nur mit Mädels da." Ihre Freundin Natascha Neunzig stört offenbar auch nicht, dass außer Achim und Olli kein bekannter Name auf der Bühne vertreten ist: "Die Stimmung ist hier einfach super."

Aber auch in den übrigen Sälen war am Wochenende viel los:

Vier mal elf Jahre werden die Düsseldorfer Originale in diesem Jahr. Zum Jubiläum schenkte sich der Verein eine neue Präsidentin: Janina Schmidt leitete am Samstag erstmals die Sitzung in der gut besuchten Rheinterrasse und führte so gekonnt durchs Programm, als würde sie das schon seit Ewigkeiten machen.

Zwei, die zu den Ur-Gesteinen der Originale gehören, erlebten das erfolgreiche Debut der Präsidentin nicht mit: Ehren-Präsidentin Marianne Plum hatte sich krank gemeldet und Dirk Hoffmann, bis vor kurzem 1. Vorsitzender der Originale, ging lieber zur Wiedereröffnung des Goldenen Rings. Die Stimmung im Saal, wo die Narren unter anderem Mr. Feinripp, Horst Schlag oder die Tanzgarde Rheinfeuer aus Koblenz erlebten, war trotzdem bestens.

Die Sitzungen der Kittelbacher Blumenkinder sind eigentlich immer ausverkauft. Am Samstag in der Rheinterrasse gab es trotzdem viel Platz. Zahlreiche Narren hatten sich mit Grippe krank gemeldet. Wer da war, erlebte vor allem musikalisch das Beste, was der Düsseldorfer Karneval zu bieten hat.

Neben den Mukeköpp und Alt-Schuss trumpfte die neue Band ohne Bart auf. Ihr Lied über den S-Bahnhof Gerresheim konnte der ganze Saal mitsingen. "Dabei ist das gar kein typisches Karnevalslied", ist Sänger Oliver Decker selbst erstaunt über den Erfolg. Außerdem erlebten die Jecken einen Prinzen, der es nicht lassen kann. "Ich war 1993 in Hilden Karnevalsprinz. Seitdem stehe ich als rheinisches Chamäleon auf der Bühne, jedes Jahr in einem anderen Kostüm," erzählt Büttenredner Max Maacken, der diesmal als Kranker Späße macht.

Mancher Karnevalsverein wäre froh, wenn er so viele Mitglieder hätte. Bei der Düsseldorfer Bürgerwehr machen 38 Jungen und Mädchen bei der Kindergarde mit. Der Jüngste wurde bei der Sitzung in der Rheinterrasse von Mama Brigitte Bartsch auf die Bühne getragen: Sebastian ist nämlich gerade 13 Monate alt. Die Bürgerwehr-Uniform sitzt allerdings schon wie angegossen. Eine besondere Ehrung gab es für Klaus Jonas, den ehemaligen Präsidenten der Prinzengarde Blau-Weiss. Er wurde zum Ehrenoffizier der Bürgerwehr ernannt.

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