Düsseldorf Silvester: 41 Anzeigen wegen Nötigung

Immer mehr Frauen melden sich bei der Düsseldorfer Polizei, weil sie von Männergruppen angegangen, zum Teil auch beraubt wurden.

Düsseldorf. Mehr und mehr Frauen melden sich bei der Düsseldorfer Polizei, weil sie in der Silvesternacht rund um die Altstadt Opfer von sexuellen Übergriffen wurden. Insgesamt 41 Anzeigen zählten die Ermittler bis Freitag. „Wir prüfen bei allen den Verdacht der sexuellen Nötigung“, erklärt Susanna Heusgen, Sprecherin im Polizeipräsidium.

Die Frauen schildern allesamt sehr ähnliche Fälle: Sie wurden — zum Teil in Warteschlangen vor Nachtclubs — von kleineren Männergruppen umringt, bedrängt, angefasst. Die Täter waren offenbar bemüht, das Geschehen nach außen als Spaß aussehen zu lassen. Was es nicht war. „Hier wird bei Weitem eine Grenze überschritten“, macht Heusgen deutlich. Inzwischen stehe die Komponente der Nötigung bei allen Anzeigen im Vordergrund. „Viele der Opfer sind überhaupt nicht bestohlen worden.“

Dass sich die Frauen erst jetzt, eine Woche nach den Taten, melden, könne durchaus mit der Debatte rund um die Vorfälle in Köln zusammenhängen. „Es wird offener darüber gesprochen“, sagt Heusgen. „Bei Sexualdelikten ist die Scham oft so groß, dass sie nicht gemeldet werden. Und manche dieser Frauen sind wirklich geschockt.“

Für die Polizei sei daher auch schwer einzuschätzen, ob das Phänomen tatsächlich ein neues ist — oder ob den Opfern bisher einfach der Mut zur Anzeige fehlte. Mit den Diebstählen, von denen die Polizei bis dato Kenntnis hatte, habe das jedenfalls nichts mehr zu tun: „Wenn man gezielt im Intimbereich angefasst wird, ist das kein Antanztrick mehr“, sagt Susanna Heusgen.

Die Verzögerung bei der Anzeigenerstattung erschwert aber auch die Suche nach den Tätern. Noch konnten nicht alle Opfer vernommen werden. Die Beschreibungen lauten aber immer wieder auf Südländer, Nordafrikaner oder Araber — ähnlich wie in Köln.

Ein möglicher Verdächtigenkreis könnten daher jene über 2200 Männer sein, die Düsseldorfer Ermittler seit zwei Jahren im „Projekt Casablanca“ beobachten. Wie die WZ berichtete, handelt es sich um Männer nordafrikanischer Herkunft, die sich immer wieder in wechselnden Kleingruppen für Straftaten zusammenfinden. „Unsere Erkenntnisse helfen uns jetzt weiter“, sagt Markus Niesczery von der Polizei. „Wir fangen nicht bei Null an.“ Ob es bei den in Köln jetzt ermittelten Verdächtigen Überschneidungen mit dem Casablanca-Projekt gibt, will er nicht kommentieren.

Zugleich widerspricht er Berichten, die Polizei habe mangels Personal bislang nichts gegen diese Großbande ausrichten können. „Wir gehen dagegen vor“, so Niesczery. „Da sind kontinuierlich Festnahmen, Razzien und Durchsuchungen gelaufen.“ Zu Zahlen von Verurteilungen oder Abschiebungen will er sich indes nicht äußern.

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