Sieben Kinder erklären Weihnachten

Jesus, der Weihnachtsmann, Rentiere und Einhörner — die Weihnachtsgeschichte mal ein bisschen anders.

Düsseldorf. Weihnachten wird das Fest der Liebe genannt — vor allem aber ist es ein Fest der Kinder. Und was für sie dabei das Allerwichtigste ist, steht fest: „Gescheeeenkeeee!“, rufen sieben Kinder aus der Kita Villa Hügelchen in Holthausen im Chor. Für die WZ erzählen sie in diesem Jahr die Weihnachtsgeschichte — aus ihrer Sicht.

Dabei wird schnell klar, dass es für Juli, Bedirxan, Anton, Juliette, Emilia, Friedrich und Line aber doch um viel mehr geht als um hübsche Päckchen. Es geht um Zaubermittel aus der Tube, ins Haus schleichende Wichtel, glückliche Kinder. Und am Rande auch um ein kleines Jesuskind.

Wie das auf die Welt gekommen ist, wissen die Vier- und Fünfjährigen immerhin sehr genau. Sogar warum Maria und Josef damals gen Bethlehem unterwegs waren: „Weil Maria nicht dort wohnte, wo sie geboren war“, erklärt Juliette (5) und dürfte damit manchen Erwachsenen bloßstellen, der nicht mehr so genau im Kopf hat, dass laut Weihnachtsgeschichte damals eine Volkszählung anstand. „Und ein Esel wollte auch nach Bethlehem, den haben sie gefunden und sind auf ihm geritten.“ Gut, in diesem Punkt geht Juliettes Interpretation leicht über die Überlieferung hinaus.

Aber die vergebliche Hotelsuche, der Stall, Ochs und Esel — all das rattern die Kinder nur so herunter. „Sie haben das Jesuskind in die Krippe gelegt, weil es kein Bett gab. Die war weich von Heu“, erzählt Juli. „Und dann ist der Weihnachtsstern über dem Stall aufgegangen.“

Den sahen nicht nur die Hirten, sondern auch die drei Könige aus dem Morgenland, die kamen und Jesus Geschenke brachten. Was denn? „Gold!“, ruft Emilia. Und warum machten die Könige Jesus Geschenke? „Weil es ein besonderer Abend war: Weihnachten“, verkündet Juliette, strahlt und fegt fast 2000 Jahre Neues Testament vom Tisch.

Für die Kinder steht offenbar fest: Die Weihnachtsgeschichte heißt Weihnachtsgeschichte, weil Maria, Josef und Jesus Weihnachten feiern. Nicht etwa, weil die Geburt Christi der Ursprung des Weihnachtsfestes ist. Warum es das gibt, kann Juliette natürlich trotzdem erklären: „Damit die armen Kinder Geschenke kriegen!“

Und die bringt der Weihnachtsmann. Da ist man sich fast einig. Nur der fünfjährige Friedrich wirft beiläufig ein: „Den gibt es gar nicht.“ Sofort schallt ihm ein empörtes Echo entgegen: „Woooohl!“ Diese festliche Propaganda hat in Friedrichs Familie ganz offensichtlich versagt: „Bei mir verteilen Omi, Mama und Papa die Geschenke und tun dann so, als wüssten sie gar nicht, wo die herkommen.“ Oh Oh. Diesem kleinen Realisten ist sicher nicht leicht beizukommen.

Das Umfeld der kleinen Juli hingegen scheint agentische Fähigkeiten an den Tag zu legen, wenn es darum geht, Träume zu erhalten. „Die Geschenke bringen die Wichtel“, weiß sie ganz sicher. Denn: „Einer hat bei uns mal die Mütze verloren.“ Und als sie ihm Süßigkeiten hinstellte, waren die am nächsten Morgen weg. Stattdessen lag dort ein kleiner Dankesbrief. Hergestellt werden die Geschenke im Übrigen von den Engeln, und der Weihnachtsmann muss am Heiligabend nur noch allen sagen, was zu tun ist. Ein Personalchef mit Rauschebart sozusagen. Dafür hat er den Rest des Jahres gut zu tun, glaubt Emilia: „Einpacken.“ Und das für alle Kinder auf der Welt. Wie viele das wohl genau sind? „Dreihundert“, ist Juliette ziemlich sicher.

Aber für die Weihnachtsboten ist das kein Problem — dank fliegender Rentiere. „Leider gibt es die nicht in echt“, meldet sich wieder der realistische Friedrich, wird vom Rest der Runde aber geflissentlich überhört. „Die haben Zaubermittel“, erklärt Juliette vielmehr den Trick hinter den Flug-Rentieren: Der Weihnachtsmann bestreiche sie damit aus einer Tube — und schon geht’s los.

Die Mädchen hätten offenbar lieber, wenn der Weihnachtsmann und seine Wichtel mit Ponys angeflogen kämen. „Aber Ponys können nicht fliegen“, klärt Juli auf. Und zwar auch nicht mit Zaubermittel. Auch Magie hat wohl ihre Grenzen.

Zu guter Letzt meldet sich dann noch einmal Friedrich und möchte gern bekanntgeben, was übrigens sonst noch fliegen kann. „Magische Einhörner“, sagt er allen Ernstes und lächelt. Offenbar ist Weihnachtszauber doch ein ganz klein bisschen ansteckend.

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