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„Sie ist meine siebte Muse, meine letzte“

Choreograf Hans van Manem probt mit Igone de Jongh für b.31. Die Ballerina ist Startänzerin des Amsterdamer Nationalballetts.

„Sie ist meine siebte Muse, meine letzte“
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Der Ballettabend b.31 feiert zwar erst am 1. April Premiere im Opernhaus. Mal wieder mit drei bekannten — wenn auch in Düsseldorf noch nicht gezeigten Stücken. Neben Martin Schläpfers „Obelisco“, 2007 für das Ballett Mainz kreiert und „SH -Boom“, das der Brite Paul Lightfood und die Spanierin Sol Léon bereits vor 23 Jahren im Nederlands Dans Theater entwickelten, funkelt Beethovens Adagio der Hammerklaviersonate wie ein schweres altes Juwel. Die Choreografie schuf Hans van Manen vor vier Jahrzehnten.

Die Vorbereitungen für diesen tänzerischen Blick zurück laufen auf Hochtouren im Bilker Balletthaus. In den Probenräumen entdeckt man in diesen Tagen ein neues Gesicht. Eine großgewachsene Ballerina von Gazellen-Geschmeidigkeit probt mit sechs ausgewählten Schläpfer-Athleten das Beethoven-Opus. Es ist Igone de Jongh, die Startänzerin des Amsterdamer Nationalballetts. „Sie ist meine siebte Muse, und damit meine letzte“, schmunzelt der niederländische Altmeister. Ihr lässt er den Vortritt — der ungewöhnlich aparten und außerordentlich charismatischen Erscheinung, die als klassische Primaballerina wie auch als moderne Tänzerin begeistert und 2016 vom niederländischen König zur Ritterin geschlagen wurde. Es ist das erste Mal, das die geadelte Künstlerin nicht selbst tanzt, sondern ein Stück einstudiert — eins des großen Hans van Manen, der mit Igone — und seit zehn Jahren nur noch für sie Choreografien kreiert.

Zum Beethoven meint Van Manen: „Es muss langsam getanzt werden, sehr langsam. Sonst ist es doch kein Adagio.“ Wegen der Tempi müsse die Musik stets vom Band kommen, „Sie darf nie live gespielt werden.“ Darauf besteht er. Seine Deutung des Hammerklavier-Adagio stammt von 1973. Hans van Manen, Jahrgang 1932, einer der Granden von damals, galt in den 1970ern als Avantgardist und schuf eine niederländische Moderne.

In diesem Stück (einst angeregt durch eine Schallplatte von Christoph Eschenbach) demonstriert er mit drei Paaren, mit „nobler Sensibilität und geschmackvoll kalkuliertem Bewegungsfluss ein dezentes Einfühlen in die in seelische Tiefen. . .“, wie einst ein Kritiker schrieb. Dass daraus heute keine museales Ereignis wird, das man vor Ehrfurcht bewundert, sondern dass es 2017 genauso lebendig ist wie vor 44 Jahren, dafür arbeitet De Jongh intensiv. „Es macht mir große Freude, mit so fantastisch trainierten Tänzern das Van-Manen-Stück einzustudieren. Sie sind offen für alle Stile“, sagt sie. Mit strahlendem Gesicht, aber stets mit dem Blick auf die Uhr; denn gleich muss sie zurück nach Amsterdam, steht morgen selber auf der Bühne.

Bis zu 14 Vorstellungen pro Monat hat sie als Solistin des Nationalballetts zu tanzen. Moderne, neoklassische Meisterwerke oder klassisches Repertoire wie „Schwanensee“ oder „Eugen Onegin“ - beide Genres gehören für bedeutende internationale Truppen zum Alltag, meint sie. Das sei abwechslungsreich und mache Spaß; wenn sie sich persönlich auch eher in neoklassisch modernen Choreografien eines Van Manen zu Hause fühlt. Für ihn sei die Musik immer die Nummer Eins. „Deshalb wählt er Stücke aus, zu denen ich sofort tanzen möchte.“

In den Niederlanden ist De Jongh nicht nur ein Star, sondern eine Berühmtheit, auch bei einem breiten Publikum. Denn seit einiger Zeit ist sie die Haupt-Jurorin in der Fernsehshow „Dance Dance Dance“, ein Wettbewerb für junge Talente, die sich als Showtänzer etablieren wollen. Nach dem Motto: Art Holland sucht den Super-Tänzer. Das Format ist sehr beliebt, wie die Quoten zeigen. Das freut die Ritterin, hilft es doch auch ihrem Bekanntheitsgrad. Ob sie künftig selber choreografieren wolle? „Nein. Davon verstehe ich gar nichts. Aber ich werde verstärkt Van-Manen-Stücke einstudieren.“ Die Düsseldorfer Premiere am 1. April wird also zur Feuerprobe für die vom Erfolg verwöhnte Primaballerina de Jongh.

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