Sicherheit: Altweiber-Einsatz zwischen Frohsinn und Delirium

Zigtausende Jecken feierten in der Altstadt. Der OSD erwischte schon am Nachmittag 47 junge Trinker, 50 Narren wurden verletzt.

Düsseldorf. Der blonde Bastian guckt schon reichlich zerknirscht, als Dennis Beyer vom Ordnungsdienst ihn nach seinem Alter fragt. Die Bierflasche in der einen Hand, kramt er mit der anderen nach seinem Schülerausweis.

Erwischt: Bastian ist erst 15 Jahre alt. Vor den Augen der OSD-Streife muss er am Donnerstag Nachmittag an der Flinger Straße die Flaschen aus seinem Rucksack räumen und das Bier in den Gully kippen. "Blöd, das Geld einfach wegzuschütten", ärgert sich der Schüler.

Tatsächlich wirkt der 15-Jährige klarer, als manch Erwachsener an diesem Altweiber-Donnerstag. Kurz zuvor haben Beyer und sein Team einen jungen Mann in Armeekluft am Rheinufer aufgelesen, der volltrunken der Länge nach hingeschlagen war und auch von fünf Passanten nicht mehr auf die Beine zu bringen war. Schließlich mussten die Johanniter anrücken, um die Schnapsleiche zu versorgen.

Beyer und seine drei Kollegen sind von 10 Uhr bis 18.30 Uhr im Dauereinsatz. "Ich habe das Gefühl, dass wir weniger alkoholisierte Jugendliche haben als im letzten Jahr", sagt Ralf Brückmann. Dabei hat der OSD seine Kontrollen deutlich ausgebaut: An Weiberfastnacht überprüfte das Ordnungsamt 2007 knapp 100 Jugendliche und stellte bei einem Drittel Verstöße fest - am Donnerstag waren es bis zum Nachmittag schon 236 Kontrollen und "nur" 47 Sünder darunter.

Die meisten jungen Partygäste haben Verständnis für die Kontrollen. "Ich werde immer nach dem Ausweis gefragt", sagt die 19-jährige Caroline - heute als Känguruh unterwegs - gequält. "Wir sind seit 11 Uhr unterwegs und haben echt viele betrunkene und sehr junge Leute gesehen. Die Kontrollen sind wichtig." Das findet auch Diana (17), die überprüft wird, weil ihre Kumpels Wodka bei sich haben. Aber die Jungs sind schon 18 und Diana weiß: "Ich trinke nur Bier und Sekt - und das darf ich." Weniger Verständnis haben die 68 Wildpinkler, die für ihre Erleichterung in Büschen und an Hauswänden 35 Euro zahlen sollten.

Den Einsatzkräften bereitete vor allem das gute Wetter Arbeit. Laut der Koordinierungsgruppe, welche die Arbeit von Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr abstimmt, war die Zahl der Einsätze aus dem Vorjahr am Donnerstag immer schon zwei Stunden früher erreicht.

Allein zum Rathaussturm kamen rund 6000 Jecke, im Laufe des Tages bewegten sich Zigtausend durch die Altstadt. "Viel zu tun, viel Alkohol, viele Einsätze", bilanzierte Polizeisprecher André Hartwich am frühen Abend, "aber nichts Auffälliges." Kritisch könnte es aber in der Nacht noch werden.

In den Notfallzelten am Burgplatz und an der Neanderkirche wurden bis zum späten Nachmittag über 50 Menschen behandelt - zehn von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Das größte Glück hatte ein 22-jähriger Kölner, der in Oberbilk an der Haltestelle Siegburger Straße betrunken auf die Schienen stürzte. Er zog sich eine Platzwunde zu, Rheinbahnmitarbeiter kümmerten sich um ihn.

Die größte Sauerei richtete ein Unbekannter im Eckhaus am Marktplatz/Bolkerstraße an: Er entlud einen Zwölf-Kilo-Pulverlöscher im Treppenhaus.

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