Show: In vier Jahren zum Artisten

Junge Absolventen der Artistik Schule Berlin präsentieren sich im Apollo Varieté

Düsseldorf. Bereits mit sieben Jahren hat die 19-jährige Judith Pietzsch beim Kinderzirkus angefangen. Mit 16 Jahren hat sie für ihren Traumberuf sogar ihre Heimat Oldenburg verlassen - Richtung Staatliche Schule für Artistik in Berlin.

Mit ihrer Abschluss-Show "m-box", die sie mit zehn anderen Absolventen gestaltet, gastiert sie nun Mittwoch und Donnerstag im Apollo in Düsseldorf.

Judiths Spezialität ist die Schlappseil-Artistik. Die Kunst besteht darin, auf einem Seil in etwa anderthalb Metern Höhe über dem Boden zu balancieren. Zu ihrem Requisit hat sie eine zwiegespaltene Beziehung: "Auf der einen Seite ist es sehr vielseitig, auf der anderen aber auch undankbar. Es ist einfach unmöglich, sicher zu fallen."

Da bleiben Verletzungen nicht aus. Sie gehören wie das tägliche Training zum Alltag des Artisten. Während Judith schon in jungen Jahren mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, musste sich der 20-jährige Equilibrist (Gleichgewichtskünstler) Carlo Schöbel bereits einer Schulteroperation unterziehen.

Trotz allem überwiegt für beide der Spaß am Beruf. "Wenn man auf der Bühne steht, ist es immer etwas Besonderes", schwärmt Carlo. Auch Judith fasziniert es, Menschen zu begeistern. Selbst die Unbeständigkeit und Ungewissheit des Artistenberufs erschreckt beide nicht. "Man lebt einfach für den Moment", sagt Carlo.

Während Judith zunächst im Varieté und beim Zirkus arbeiten möchte, zieht es Carlo nach Las Vegas. Auch nach ihrer aktiven Karriere möchten beide der Artistik treu bleiben, sei es als Trainer oder als Manager.

Wer Artist werden möchte, sollte sich möglichst früh für diese Laufbahn entscheiden. "Der junge Körper ist am lernfähigsten", sagt Tourmanager Jan van Aubel. Ab der neunten Klasse können Jugendliche bei bestandener Aufnahmeprüfung die Staatliche Schule für Artistik besuchen.

Neben Körperkoordination und einer Affinität zur Selbstdarstellung sollte ein Artist aber auch Disziplin mitbringen. Dem regulären Schulunterricht schließen sich 20 Stunden Artistik-Unterricht pro Woche an. Während die Jugendlichen zunächst eine artistische Grundausbildung durchlaufen, zu der unter anderem auch Breakdance-Kurse gehören, müssen sie sich im Anschluss spezialisieren, zum Beispiel auf Luftartistik, Seillaufen, Jonglage oder Einradfahren.

Das Ungewöhnliche an der Show im Apollo ist die Mischung klassischer Artistik mit ganz und gar nicht klassischer Zirkusmusik. Laut Tourmanager van Aubel steht das "m" in "m-box" sowohl für Magie als auch für Musik. So jongliert der 17-jährige Bertan Canbeldek Mittwoch und Donnerstag zur Musik von James Brown.

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