Seit 35 Jahren Feuerwehrmann aus Leidenschaft

Hans-Dieter Uhing ist seit 35 Jahren Feuerwehrmann. Er löscht Brände, rettet Leben und wurde jetzt geehrt.

Seit 35 Jahren Feuerwehrmann aus Leidenschaft
Foto: David Young

Düsseldorf. An seinen ersten Einsatz als Feuerwehrmann kann sich Hans-Dieter Uhing gut erinnern.

An der Kreuzung Herzog-/Friedrichstraße war ein Autofahrer ins Heck eines anderen Wagens gebrettert, er starb in dem verbeulten Wrack.

Als Uhing und seine neuen Kollegen vor Ort eintrafen, stellte er fest, dass er das Opfer kannte: Es war der Mann, für den er noch kurz zuvor als Lkw-Fahrer gearbeitet hatte. „Zum Glück ist unsere Ausbildung super“, sagt der Feuerwehrmann. „Man ist erst baff. Aber dann läuft das automatisch ab, man arbeitet. Die Gedanken macht man sich erst hinterher.“

Das Erlebnis liegt mehr als 35 Jahre zurück. Hans-Dieter Uhing wurde jetzt gemeinsam mit 28 Kollegen (siehe Info-Kasten) für seine langjährigen Dienste bei der Wehr ausgezeichnet. Mit 58 Jahren fährt er immer noch mit Blaulicht raus, rettet Menschen, löscht Brände.

Seinen spektakulärsten Einsatz hat Uhing im Juni 1988 erlebt. Vier Kinder hatten an der Weiherstraße mit Silvesterknallern herumgezündelt, warfen sie in einen Kellerschacht. Papier und Holz entzündeten sich. „Als der erste Trupp reingegangen ist, gab es eine kleine Verpuffung. Die Männer kamen mit Brandverletzungen in die Klinik“, berichtet Uhing. Der zweite Trupp musste eine Frau aus dem Haus holen.

Dann ging er mit der dritten Gruppe in den Keller. Die Flammen waren schon erloschen, Uhing drehte sofort den Gashahn ab. Dass die Leitung durch die Hitze längst undicht war, wusste er nicht.

„Ein Kollege sagte: ,Hinter dir glüht noch was.’ Und dann hörte ich nur noch den Knall.“ Als die Decke einstürzte und ihn unter sich begrub, war der Feuerwehrmann schon bewusstlos. Plötzlich war er derjenige, der gerettet werden musste — er hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. „Das ist ein prägendes Erlebnis — das werde ich nie vergessen.“

Ebenso wenig wie die Explosion an der Krahestraße mit sechs Toten 1997. Oder die Nacht im Juli 2009, als ein Wohnhaus an der Aachener Straße in Flammen stand, die Mieter auf das Dach kletterten — und wie durch ein Wunder niemand ernst verletzt wurde. Uhing hat viele Momente miterlebt, die in Düsseldorf für Schlagzeilen gesorgt haben. Nur den Flughafenbrand nicht. „Da hatte ich frei — man muss auch mal Glück haben.“

Seit fünf Jahren ist Uhing jetzt Dienstgruppenleiter auf der Feuerwache 3 an der Münsterstraße. Einer zentralen Wache mit 90 Mitarbeitern und jeder Menge Einsätzen. „Es ist noch mal richtig Action“, sagt der 58-Jährige und lächelt. Zu erklären, warum er den Job nach wie vor gern macht, fällt ihm nicht schwer.

Er nennt Beispiele wie das von der Schirmerstraße: Dort retteten Uhing und seine Jungs Anfang Februar einen Mann aus einem Hausflur. Sie hatten seine verzweifelt winkenden Hände bei der Ankunft schon durch die Glastür in den Rauchschwaden gesehen. „Wir konnten ihm helfen, das ist ein gutes Gefühl.“

Aber natürlich gibt es auch die schlimmen Bilder. „Die einem nachlaufen“, wie der Feuerwehrmann es nennt. Ein solches ist die Garage, die er vor einigen Monaten nach einer Explosion löschen musste. „Als wir fertig waren, sah ich, dass da jemand in einem Sessel saß ...“

Ein junger Mann hatte die Garage angezündet, um sich das Leben zu nehmen, er verbrannte. Nach solchen Einsätzen hilft es Hans-Dieter Uhing, mit seinen Kollegen zu reden. „Aber man muss auch loslassen können. Sonst frisst mich der Job auf. Man kann nicht jeden Toten mitnehmen.“

In zwei Jahren geht er in den Ruhestand. Zwei Jahre, auf die er sich richtig freut. Angst, dass er danach in ein Loch fällt, hat er aber nicht. Seit 28 Jahren macht er Karate, reist gern, viel und weit. Und ein weiteres Abenteuer hat er sich auch noch aufgehoben: Er will endlich mit seiner Freundin zusammenziehen.

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