Schweinegrippe: Düsseldorf ist die Hochburg der Impf-Touristen

Die Stadt hat Impf-Plätze und Personal massiv aufgestockt, die Wartezeiten haben sich verringert, die Nachfrage nicht.

Düsseldorf. Der Andrang in der zentralen Impfstelle ist nach wie vor groß - lange Schlangen gibt es aber nicht mehr. "20 Minuten habe ich gewartet", berichtet ein Impfwilliger. "Wir haben gegen Mittag eine zweite Impfstraße aufgemacht", sagt Jörg Schmitz-Beuting vom Gesundheitsamt. "Jetzt geht es sehr viel schneller."

In 16 Kabinen wird nun gleichzeitig immunisiert - eine der Straßen ist für ältere Menschen und Kinder gedacht, die nicht so lange warten können. Zudem wird jetzt sogar vor den Kabinen an Tischen geimpft. Am Freitag soll ein weiterer Erfassungsraum mit acht Arbeitsplätzen in Betrieb gehen. "Wir können nur jeden Tag versuchen, es besser zu machen", sagt Stadtsprecher Michael Bergmann.

Gerade die drei Kinderärzte an der Erkrather Straße haben alle Hände voll zu tun, nachdem ihr Bundesverband die Impfung von unter Dreijährigen empfohlen hatte. Tina Müller ist mit Nils (9) und dem zweijährigen Mateo an die Erkrather Straße gekommen. "Ich bin Lehrerin an der Fritz-Henkel-Schule, da will ich mich und meine Jungs schützen", sagt Müller. An der Schule sind zwei Kinder und fünf Lehrer an der neuen Grippe erkrankt, sie bleibt bis Montag geschlossen.

Zudem machen Impftouristen den Ärzten in der Impfzentrale Arbeit. "Wir haben sehr viele Menschen aus Neuss, Mettmann, aber auch aus Duisburg und Köln", sagt Schmitz-Beuting. "Wir impfen so lange, bis kein Impfstoff mehr da ist."

6000 Dosen wurden am Donnerstag nochmals angeliefert. "Wir glauben nicht, dass der Impfstoff ausgeht", sagt Bergmann. Grund für den Impf-Tourismus: "Viele behaupten, dass die Organisation bei ihnen nicht klappt", so Bergmann. "Und bevor sie dort Schlange stehen und dann kein Impfstoff mehr da ist, kommen sie lieber nach Düsseldorf." Die meisten Städte haben keine Zentralstelle.

Und von Schwierigkeiten in Impf-Praxen berichten auch Patienten in Düsseldorf. Norbert Schneider etwa sollte eine Woche auf einen Termin warten. In einer Praxis sagte man ihm, die Impfung sei erst möglich, wenn zehn Termine für einen Tag vergeben sind. Denn die einmal angebrochene Ration von zehn Impfdosen muss am selben Tag aufgebraucht werden. Deshalb setzt Düsseldorf auf zentrale Versorgung. Das Problem mit den auswärtigen Patienten: Die Impfstoff-Kontingente werden je nach Einwohnerzahl zugeteilt. Bergmann: "Zur Not müssen wir neu mit dem Land verhandeln."

Abgewiesen werden nur schwangere Frauen, die keine Bescheinigung ihres Gynäkologen dabeihaben. Denn an Schwangeren wurde das Mittel Pandemrix nicht getestet.

Doch trotz Massenimpfung: Die Grippewelle ist weiter auf dem Vormarsch. Vom Zeitpunkt des Ausbruchs im Frühjahr bis Mittwoch erkrankten 528 Düsseldorfer - davon allein 100 im vergangenen Monat. Ein schwer erkrankter Patient wird derzeit in der Uni-Klinik beatmet, sein Zustand ist bedrohlich.

Sollten vermehrt so schwere Fälle auftreten, müsste laut Stadt der Leitende Notarzt deren Versorgung koordinieren. Bisher gilt bei den Kliniken das Prinzip Hoffnung: "Möglicherweise bleiben wir von einer zweiten Welle verschont, wenn sich viele Menschen impfen lassen", sagt Theodor Königshausen, Ärztlicher Direktor im Verbund Katholischer Kliniken. Dennoch werde derzeit überlegt, welche Stationen man für den Fall der Fälle zu Quarantäne-Stationen umwidmen könne.

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