Schulverweigerer: „Viele denken, Sie wären die einzigen mit dem Problem“

Ulrike Sennhenn hat Erfahrung mit dem Thema. Nun gründet sie eine Selbsthilfegruppe.

Bildungsforscherin Ulrike Sennhenn, 46

Bildungsforscherin Ulrike Sennhenn, 46

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Als betroffene Mutter ist Ulrike Sennhenn dabei, eine Selbsthilfegruppe für Eltern zu gründen, deren Kinder Schulverweigerer sind. Das erste Treffen findet am Donnerstag statt. Mit der WZ sprach sie über ihre Erfahrungen mit ihrem 14-jährigen Sohn, Schulen, Beratungsstellen.

Frau Sennhenn, wie war das bei Ihrem Sohn?

Ulrike Sennhenn: Er hat mir irgendwann gesagt, dass er nicht mehr in diese Schule gehen will. Er war an einem Gymnasium, die Klasse war laut, eine Lehrerin war überfordert, von einem andern Lehrer war er persönlich enttäuscht. Er bekam Kopfschmerzen. So konnte ich ihn nicht dorthin zwingen.

Glauben Sie, er ist ein typischer Fall?

Sennhenn: Die Gründe sind unterschiedlich. Manche kommen mit Lernmethoden nicht klar, andere mit Lehrern. Wer dann eine Klasse wiederholen muss, ist als dumm abgestempelt.

Haben Sie eine Lösung für Ihren Sohn gefunden?

Sennhenn: Er geht jetzt auf ein anderes Gymnasium und kommt dort besser zurecht. Die Suche hat aber eine Weile gedauert, in der Zeit musste ich auch ein Bußgeld zahlen.

Haben Sie Beratung gesucht?

Sennhenn: Ja, wir waren bei verschiedenen Stellen. Wirklich helfen konnte uns aber niemand. Ich dachte zum Beispiel, dass vielleicht ein Gespräch mit allen Beteiligten vermittelt wird. Andererseits sehe ich ein, dass auch das keine Lösung garantiert.

Dann kam Ihnen die Idee mit der Selbsthilfegruppe?

Sennhenn: Ja. Ich habe immer wieder Kontakt zu anderen betroffenen Eltern gehabt und zum Beispiel festgestellt: Viele mit Kindern am Gymnasium denken, sie seien die einzigen mit diesem Problem. Bei uns können sie erfahren, dass es durchaus noch andere gibt, und sich austauschen.

Was wollen Sie konkret machen in der Gruppe?

Sennhenn: Neben dem Erfahrungsaustausch wollen wir auch mal die Kinder dabeihaben. Die sollen dann sagen, was sie gern lernen möchten. Denn lernen will jedes Kind. Wenn dann Interesse an Chinesisch geäußert wird, schauen wir, ob wir das organisieren können. Zudem würde ich gern Psychologen und andere Experten einladen, mit denen wir uns austauschen können.

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