Düsseldorf Schulen ohne Leitung: Kaum ein Lehrer will Direktor sein

An 18 Schulen in der Stadt fehlt eine Schulleitung. Hella Büscher leitet in einer 20-Stunden-Woche sogar zwei Grundschulen.

Düsseldorf: Schulen ohne Leitung: Kaum ein Lehrer will Direktor sein
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. 18 Düsseldorfer Schulen suchen aktuell nach einem Schulleiter, darunter fünf weiterführende Schulen, zwei Berufskollegs und elf Grundschulen. Die Suche nach Führungskräften an Schulen ist kein neues Problem, vielmehr besteht es bereits seit Jahren — und es betrifft besonders die Grundschulen.

Hella Büscher ist seit 2011 Schulleiterin der Matthias-Claudius-Grundschule und arbeitet nach ihrer Elternzeit aktuell 20 Stunden in der Woche. Weil an anderen Grundschulen die Schulleiter fehlen, springt Büscher nun bereits zum zweiten Mal ein: Nachdem sie eineinhalb Jahre lang neben ihrer eigenen die St.-Rochus-Schule betreute, ist sie seit knapp einem Jahr fünf Stunden in der Woche beratend an der Grundschule Mettmanner Straße im Einsatz.

Mit 20 Stunden in der Woche zwei Schulen leiten — wie kann das funktionieren? „Es funktioniert. Aber nur mit einer partizipativen Führungsstruktur“, sagt sie. Das heißt: Einzelne Lehrer und Lehrergruppen übernehmen wichtige Aufgaben, die sonst eine Schulleitung übernehmen würde. Büscher nennt Beispiele: „Es gibt eine Genderbeauftragte, die darauf achtet, dass das Geschlechterverhältnis bei der Klassenverteilung und in der Nachmittagsbetreuung stimmt“, sagt sie. Ein anderer ist Sportbeauftragter und organisiert federführend das Sportfest.

Für Büscher geht das Konzept auf. Auch ohne Überstunden. Obwohl sich die Anforderungen an Schulen stark verändert haben: der Ausbau des Ganztages, zunehmende Personal- und Budgetverantwortung, Einführung der Inklusion, Beschulung von Schülern mit Fluchtbiografien. Dieser Aufgabenzuwachs ist es, weshalb Schulleiterposten als unattraktiv gelten. „Auch das Beschwerdemanagement ist umfangreicher geworden. Viele haben Angst davor, sich auch damit befassen zu müssen“, sagt Büscher. Hinzu kommt: Der Rektoren-Posten ist nicht überdurchschnittlich gut bezahlt. Etwa 3700 brutto im Monat erhalten die Leiter einer Grundschule, das sind 500 Euro mehr als die übrigen Lehrer.

Auf den Unterricht hat der Mangel an Schulleitern wenig Auswirkungen, Unterrichtsausfall gibt es dadurch in den meisten Fällen nämlich nicht. „Wenn ein starkes Kollegium da ist und gute Sekretärinnen, dann ist es gut leistbar, für einen gewissen Zeitraum ohne Schulleitung auszukommen“, sagt Büscher im Hinblick auf die Grundschule Mettmanner Straße. Wenn es aber darum gehe, langfristig am Profil der Schule zu arbeiten und „Handlungspotenziale zu entwickeln“, dann sei langfristig eine Leitung nötig.

Annette Anner leitet die Heinrich-Heine-Grundschule mit katholischem Teilstandort in Heerdt. Sie kann nicht verstehen, weshalb so viele Lehrer vor einer Leitungsfunktion zurückschrecken. „Als Schulleitung kann man Visionen umsetzen. Wenn man Spaß am Verwalten und Organisieren hat, gibt es keinen besseren Beruf“, sagt die 49-Jährige. Sie sieht den Aufgabenzuwachs als Herausforderung. „Es ist schade, dass sich nicht mehr Menschen das zutrauen.“

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