Schütteltrauma kein Einzelfall

In jeder Klinik werden im Jahr zwei bis drei verletzte Säuglinge behandelt.

Düsseldorf. Sie wollen nur, dass ihr schreiendes Baby zu sich kommt. Es ein wenig erschrecken. So schildern laut Dr. Eberhard Motzkau von der Kinderschutzambulanz am EVK die Eltern meist ihre Motive, wenn sie ihrem Kind ein so genanntes Schütteltrauma zugefügt haben. Wie im Fall der toten Julia. Ihr Vater hat gestanden, das drei Monate alte Mädchen am vergangenen Donnerstag totgeschüttelt zu haben.

"Bei den Eltern läuft das ganz unkontrollierbar ab", berichtet Motzkau. "Es ist immer Ausdruck von Panik und Hilflosigkeit." So wohl auch im aktuellen Fall. Der Vater war mit dem Baby und dessen zweieinhalbjährigem Bruder allein zu Hause, seine Lebensgefährtin bei der Arbeit. Laut Staatsanwalt Ralf Herrenbrück hat der 29-Jährige zugegeben, das kleine Mädchen bereits vor sechs Wochen einmal zehn Minuten lang heftig geschüttelt zu haben. Es war schon damals bewusstlos in eine Klinik gebracht worden.

Gefährlich ist laut Motzkau die Bewegung des Gehirns innerhalb des Schädels. Schlägt der Kopf vier- bis fünfmal hin und her, können feine Gefäße reißen, Blutungen sind die Folge. "Das passiert nicht, wenn man bloß den Kopf nicht richtig hält", verdeutlicht Motzkau.

Zwei bis drei Fälle des Schütteltraumas behandelt das EVK im Jahr. Laut Motzkau ist es die häufigste Verletzung durch Gewalt bei neun bis 18 Monate alten Kindern. Die gleiche Zahl an Fällen behandelt die Uni-Klinik. "Gibt es Zeichen für Gewalt, werden die Rechtsmediziner aus unserer Gewaltopferambulanz hinzugezogen", sagt Sprecherin Susanne Dopheide. Und die Polizei verständigt. So auch am Donnerstag. Für Julia war es allerdings zu spät.

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