Schlüpfriges auf der Erotik-Messe

In der Halle an der Siegburger Straße ging es am Wochenende nur um Erotik.

Düsseldorf. Neon-Farben dominieren bei den Verkaufsständen der Erotik-Messe in der Halle an der Siegburger Straße. Grell ist hier das neue Pastell.

Nur nicht bei Familie Thüry aus dem Odenwald. Ihren klassisch gehaltenen Stand dürften sie auf jedem Weihnachtsmarkt der Republik aufstellen, nur bei den Auslagen gäbe es wahrscheinlich Probleme.

In Familienproduktion stellen die Thürys Holzvibratoren her, mit Motor, Tüv-geprüft und zwei Jahren Garantie. „Wir sind verkehrssicher“, kalauert Chef Elmar, während Schwiegersohn Dominik eine Dame über die Vorteile der verschiedenen Modelle aufklärt.

Sie verspricht, es sich zu überlegen: 150 Euro für ein Sexspielzeug sind doch etwas happig, auch wenn „Doppelhummel“ und „Waldfee“ in echter Handarbeit entstanden sind.

Die Besucher der Erotik-Messe sind ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Von Milieu bis Akademiker, vom Oberstufenschüler bis zu einem älteren Herrn, der seinen Rollator vor die Striptease-Bühne schiebt. Und der Frauenanteil liegt immerhin bei fast 50 Prozent.

Kerstin und Thomas sind ein Paar von Anfang zwanzig. Nur gucken, informieren und wenn es sich ergibt, eine Kleinigkeit kaufen, druckst Kerstin verlegen herum. „Sie ist wegen der Live-Shows hier“, beendet ihr Freund die Heimlichtuerei. Er ist als Aufpasser dabei, behauptet er.

„Als Frau alleine zu einer Erotik-Show zu gehen, ist keine gute Idee“, sagt Kerstin. Obwohl es auch lustige Anmachen gäbe: „Ein Typ hat mir ein Airbrush-Tattoo versprochen, wenn ich es mir auf den Allerwertesten machen lasse“, verrät sie.

Auf der Strip-Bühne lassen derweil die Top Gun Boys die Hüften kreisen und Muskelberge zucken. Sehr zum Vergnügen der Damen im Publikum. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Strip-Zuschauern ist schnell erklärt.

Beim klassischen Strip halten Männer wortlos ihre Kameras in die Luft. So wie Jürgen aus Nettetal, der mit einer Profikamera angereist ist. „Die Erotik-Messe in Düsseldorf lohnt sich“, sagt er, „da gibt es keine lahmen Auftritte.“

Das Gespräch wird ihm unangenehm. Man sieht ihm an, das er jetzt am liebsten sagen würde, er sei zum ersten Mal hier und auch nur, weil er die Halle an der Siegburger Straße mit dem Hauptbahnhof verwechselt habe. Dann verschwindet er in der Menge.

Ganz anders dagegen die Situation beim Men-Strip. Ausgelassen tanzen und johlen die Frauen und feuern die Jungs so lange an, bis auch die letzte rote Rettungsschwimmer-Badehose durch die Luft fliegt. Dabei sind die Stripshows oft unfreiwillig komisch.

Etwa wenn eine verliebte Krankenschwester den psychopathischen Serienmörder Hannibal Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“ von seinen Fesseln befreit, nur damit der sie anschließend mit der Peitsche versohlt. Wer hätte das gedacht...

Hannibal mit der Peitsche nennt sich eigentlich Nio da Silver und die Krankenschwester ist in Wirklichkeit seine Frau. Mit einem Handtuch um die Hüfte steht er neben der Bühne und lässt sich bereitwillig mit jungen Frauen fotografieren, die das Foto wahrscheinlich noch am gleichen Abend bei Facebook einstellen.

Dann geht das Licht an, die Stände werden abgebaut. Nur Dominik preist immer noch die Vorteile des Odenwälder Qualitätsspielzeugs aus Familienproduktion an.

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