Schlange stehen für die Geschenke

Der dritte Adventssamstag wird zum besucherstärksten Tag des Jahres. Eine Straße muss teilweise gesperrt werden.

Düsseldorf. Eigentlich wollten Julia (22) und Carl (23) am Samstag „im bunten Treiben“ der Innenstadt Weihnachtsgeschenke besorgen. Diesen Plan mussten die beiden Jura-Studenten aus Münster aber schnell aufgeben. „Dazu ist es einfach viel zu voll“, erklärte Julia, die den Rummel des Weihnachtsgeschäfts aus Münster gut kennt.

„Hunderte Busse mit Holländern“ würden dort wochenends in die Stadt einfallen — ähnlich wie in Düsseldorf. Zwei von ihnen waren Marjon Kemmeren und ihre Tochter Melanie aus dem südniederländischen Dorf Sprang-Capelle. „Weihnachtsmarkt und Shopping“, nennen die beiden mit Einkaufstüten Schwerbepackten als Gründe für ihren Deutschlandbesuch. Von der überfüllten City lassen sie sich nicht abhalten: „Damit haben wir gerechnet.“

Auf den Haupteinkaufsstraßen wie der Kö, der Flinger Straße und der Schadowstraße herrschte bei Temperaturen um die zehn Grad ein Geschiebe, das seinesgleichen sucht. Entspanntes Schlendern? Fehlanzeige. Stattdessen Gedränge, Geschubse und Geschiebe. Viel Hektik, wenig Besinnlichkeit. Eine Schlange vor Abercrombie & Fitch ist ja längst nichts Ungewöhnliches mehr.

Samstag mussten sich die Weihnachtsshopper allerdings auch vor Tiffany & Co., Louis Vuitton und allen innerstädtischen Parkhäusern in die Schlange stellen. Die Kennzeichen verraten, dass die meisten Besucher von außerhalb kommen: Neuss, Krefeld, Bad Dürkheim, Rhein-Neckar-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, die Niederlande oder Belgien. Mariele (16) und Louisa (17) aus Krefeld hatten sich vor Tiffany & Co. eingereiht, um eine Kette reparieren zu lassen. „Unter der Woche haben wir täglich bis 16 Uhr Schule, anschließend lohnt es sich nicht mehr, nach Düsseldorf zu fahren.“

Julia und Carl aus Münster haben ihre Pläne kurzerhand geändert: Etwas abseits des Trubels tranken sie einen Kaffee, anschließend wollten sie noch einen Freund treffen. „In Münster kennen wir wenigstens die Gassen, in denen nicht so viel los ist, da ist eine überlaufene Innenstadt kein Problem“, sagte Julia.

Recht hat sie, denn Trubel und Ruhe lagen Samstag auch in Düsseldorf nah beieinander. Während alle Hauptstraßen, an denen große Modekette und Kaufhäuser liegen, verstopft, sowie die Außenterrassen an der Bolkerstraße voll besetzt waren, konnte man in den Nebenstraßen problemlos verschnaufen und die kleinen, inhabergeführten Geschäfte und Cafés besuchen.

Des Shopping-Muffels Leid, des Einzelhandels Freud: Der Rheinische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband (REHDV) meldete den bisher stärksten Adventssamstag in diesem Jahr. „Wir haben schon im Verlauf der Woche eine immer höhere Kundenfrequenz verzeichnet. Insgesamt verlagert sich das Weihnachtsgeschäft immer weiter nach hinten“, erklärt Anne Linnenbrügger-Schauer, Pressesprecherin des REHDV.

Waren vor einigen Jahren die Geschenke schon im November in der Tasche, würden viele Menschen sich mittlerweile erst lange Zeit informieren, bevor sie zuschlagen. Unterm Baum werden in diesem Jahr größtenteils Klassiker liegen: Bücher, Spielwaren, Parfüm, Ski-Ausrüstung sowie Smartphones und Tablets. Die Umsätze lagen größtenteils auf Vorjahresniveau. Linnenbrügger-Schauer: „Jetzt hoffen die Händler natürlich noch auf die verbleibende Woche vor Heiligabend.“

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