Schefflers Comeback als Bürgermeister mit 73

Bekannt wurde der Grüne 1994 als „Klotschen-Bürgermeister“ — jetzt will der exzellente Schulpolitiker und Strippenzieher es nochmal wissen.

Schefflers Comeback als Bürgermeister mit 73
Foto: J. Michaelis

Wolfgang Scheffler wird (wohl) wieder Bürgermeister in Düsseldorf — und folgt seinem Freund Günter Karen-Jungen, der dieses (Ehren-)Amt Ende des Jahres gesundheitsbedingt abgegeben hat. Wie berichtet, setzte sich der 73-Jährige innerhalb der Fraktion gegen Dietmar Wolff und Jörk Cardeneo durch, am Montag muss ein erweiterter Grünen-Kreis die Personalie noch absegnen, dann stimmt der Rat ab, was Formsache ist, weil den Grünen der dritte Bürgermeister quasi zusteht.

Es ist dies ein bemerkenswertes Comeback, auch wenn Scheffler seit fast 29 Jahren kommunalpolitisch unterwegs ist und dabei im Rathaus stets einen im Verhältnis zur Fraktionsstärke der Grünen überproportionalen Einfluss hatte. Und zwar unabhängig davon, welche Farb-Kombination dort gerade die Mehrheit hatte. Aber er war eben von 1994 bis ’99 schon einmal Bürgermeister, „Klotschen-Bürgermeister“ um genauer zu sein, unter diesem Spitznamen kannte man ihn damals am besten.

Scheffler war und ist im Rathaus immer mittendrin, nie nur dabei. Über die Parteigrenzen hinweg wird seine Kompetenz, sein schieres Wissen in der Kommunalpolitik gelobt: Geht es um Schule, gibt es in Düsseldorf keinen besseren Kenner als den Mann, der mehr als 30 Jahre Lehrer am Lessing-Gymnasium und Berufskolleg war. Voll im Bilde ist er auch bei komplizierten Fragen im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse und natürlich im Bereich Sport und Schwimmbäder. Im Plenarsaal wird er als pointierter Redner geschätzt und gefürchtet, obschon er bisweilen etwas zu lange am Mikrofon bleibt. Insofern sind von ihm auch als Bürgermeister bei öffentlichen Terminen gewiss nicht nur höfliche Sprechblasen zu erwarten. Klotschen trägt er schon lange nicht mehr öffentlich, dennoch wird er auch als Bürgermeister nur seltenst in Sakko und Krawatte aufkreuzen. Noch immer kommt der Unterrather gerne mit dem Fahrrad zu Terminen.

Man tut Wolfgang Scheffler nicht Unrecht, wenn man ihn einen der gewieftesten Strategen auch hinter den Kulissen nennt. Seine Strippenzieher-Fähigkeiten sind im Rathaus Legende. „Keine, die mit der Partei zu tun hat“, sagte er 2004 in einem launigen Interview mit dieser Zeitung auf die Frage: „Heute schon eine Intrige gesponnen?“

Netter klingt natürlich das neudeutsche „Netzwerker“. In der Tat: Scheffler ist gut vernetzt in der Stadtgesellschaft. Wenn man ihn über die Jahre beobachtet hat, fällt eines auf: Er ist immer mehr Teil der regierenden Verwaltung geworden, der Politik manchmal fast entrückt, vor allem seit seine Grünen wieder mit der Macht sind. Im Schul- oder Sportausschuss beantwortet er sogar Anfragen seiner Politikerkollegen, bevor er dem zuständigen Dezernenten Burkhard Hintzsche das Wort erteilt. Gerne sagt er „wir“, und wenn man ihn fragt, wer das ist, sagt er wie selbstverständlich: „Die Stadt“.

Kaum zu glauben, dass so einer zwischendurch mal völlig weg vom Fenster war. 1999, kurz vor der Kommunalwahl, fiel Scheffler selbst einer Intrige bei den Grünen zum Opfer. Völlig überraschend scheiterte er bei einer legendären Mitgliederversammlung im Zakk als Ratskandidat — obwohl er damals Bürgermeister und der mit Abstand bekannteste Grüne der Stadt war. Doch gerade deshalb wurde er abserviert — die Grünen waren politisch noch links und basisbewegt, es galten das Rotationsprinzip und der Grundsatz: Erst kommt die gute Sache, dann lange nichts und irgendwann die Person. Fünf Jahre lang führte das Duo Marion Enke/Werner Marquis die Grünen im Rathaus — doch 2004 übernahmen dann (neben Iris Bell-stedt) wieder die älteren Herren Scheffler und Karen-Jungen. Dass sie beide so lange unverzichtbar waren (und sind), liegt natürlich auch schlicht daran, dass sich unter den Grünen-Mitgliedern in Düsseldorf nur sehr wenige wirklich für Kommunalpolitik interessieren — von Auskennen ganz zu schweigen. Scheffler will noch zweieinhalb Jahre politisch ackern, bis zur Kommunalwahl 2020. „Man soll mich nicht aus dem Rathaus rollen müssen“, sagte er am Montag in seiner Fraktion. 2020 ist er 76 — aber ob er dann auch wirklich aufhört? Man wird es sehen.

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