Rückblick 2009: Eltern bringen sich und ihr behindertes Kind um

Der 44-Jährige und seine 27 Jahre alte Frau verzweifelten an den Belastungen.

Düsseldorf. Es ist eine Tat, die man nicht nachvollziehen, begreifen oder beurteilen kann: Am 13. August öffnet die Polizei eine Wohnung an der Mauerstraße in Golzheim. Im Schlafzimmer finden die Ermittler drei Leichen. Es handelt sich um den Vater (44), seine 27-jährige Frau und ihren vier Jahre alten Sohn. Die Eltern haben ihr Kind getötet und sich dann selbst das Leben genommen.

Der kleine Junge sollte für die Familie das größte Glück der Welt sein, er war ein absolutes Wunschkind. Doch Bekannte berichten, als der Kleine schwerbehindert zur Welt gekommen sei, hätten die Eltern jede Lebensfreude verloren. Zuletzt habe man sie fast überhaupt nicht mehr lachen sehen. Der 44-Jährige arbeitete als Ingenieur, die Frau sah man ab und zu im Viertel beim Einkaufen. Das Kind war selten dabei, sagen Nachbarn.

Andere Mieter sind es auch, die sich schließlich sorgen, weil die Familie seit Tagen nicht mehr im Hausflur gesehen wurde. Und sie sind es, die an diesem Donnerstag die Polizei alarmieren. Die Tat schockt die Nachbarschaft. "Sie wirkten doch so normal ...", sagte eine 29-Jährige - selbst Mutter.

Neben den Leichen finden die Ermittler einen Abschiedsbrief. Das traurige Paar schildert seine verzweifelten Motive. Beide haben sich beim Schreiben abgewechselt, um ihren gemeinsamen Willen zum Ausdruck zu bringen. Niemand soll wohl später den Verdacht haben, der Familienvater habe Frau und Kind in Rage umgebracht. Offenbar töten sie gemeinsam ihren Sohn, dann muss der 44-Jährige seine Frau sterben sehen und nimmt sich schließlich selbst das Leben.

Wie groß die Verzweiflung der Eltern gewesen sein muss, wie einsam sie sich gefühlt haben müssen, können Experten nur ahnen. Bundesweit löst der Fall eine Welle der Bestürzung aus. Zurück bleibt - das kann wohl nicht anders sein - Ratlosigkeit.

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