Rotlicht-Prozess: Szenen wie aus dem Drehbuch einer Serie

Der Betrug an der Stange, ein dubioser Kronzeuge und etliche Millionen Kosten.

Thomas M. (li.) konnte das Gericht am Freitag nach dem Urteil als freier Mann verlassen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.

Thomas M. (li.) konnte das Gericht am Freitag nach dem Urteil als freier Mann verlassen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Düsseldorf. Es war nicht nur einer der längsten Strafprozesse am Düsseldorfer Landgericht, es war ein Verfahren mit vielen bizarren Details. Ein verurteilter Fall aus dem Urteil wirkte wie eine Pointe. Und der ging so: Ein Gast bestellte für 1500 Euro eine Prostituierte, die an der Stange tanzen sollte. Da aber keine Dame verfügbar war, übernahm ein Transvestit die erotische Einlage. Das ist ein Betrug, weil — so Markus Fuchs — das Geschlecht eine „verkehrswesentliche Eigenschaft“ sei. Auch wenn der Freier von dem Betrug gar nicht gemerkt hat.

Immer wieder gab es in den vergangenen vier Jahren Szenen, die so auch aus dem Drehbuch einer Gerichtsserie stammen könnten. Als ein angeblich betrogener Freier in der Verhandlung sein Handy abgeben musste, weil er einer angeklagten Prostituierten noch stundenlang Liebesbotschaften per SMS geschickt hatte, war das nur einer von vielen sonderbaren Momenten. Die Frau wurde später als einzige mit einem glatten Freispruch aus dem Saal entlassen.

In einem Fall musste Markus Fuchs sogar persönlich als Ermittler aktiv werden. Er recherchierte selbst und fand heraus, dass ein Freier in einem Hotel eine zweite Getränkerechnung bezahlt hatte und mit deutlich mehr Promille an der Rethelstraße eingetroffen war, als er zugeben wollte. Das wäre eigentlich Aufgabe der Ermittler gewesen.

Und dann gab es da noch den Kronzeugen, einen Koch, der wochenlang in die Mangel genommen wurde. Er sollte wesentliche Beweise dafür liefern, dass es eine systematische Abzocke von Kunden in den Bordellen gab. Der erheblich vorbestrafte Mann redete sich um Kopf und Kragen, verweigerte am Ende die Aussage. Beim Urteil spielte der Koch keine Rolle mehr.

Was am Ende bleibt: eine zweistellige Millionensumme, die das Verfahren gekostet hat. Die müsste anteilig von den Angeklagten bezahlt werden. Ob das jemals stattfindet, ist höchst zweifelhaft.

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