Rotlicht-Insider: So lief es an der Rethelstraße

Am Montag beginnt der Rotlicht-Prozess. Ein Insider erzählte der WZ, wie die Geschäfte in den Bordellen abgelaufen sind.

Düsseldorf. Vor dem Landgericht beginnt am Montag einer der spektakulärsten Prozesse der vergangenen Jahre. Fünf Männer und vier Frauen sitzen auf der Anklagebank, weil sie in Bordellen an der Rethelstraße und an der Worringer Straße Kunden systematisch betäubt und ausgenommen haben sollen. Im Mittelpunkt: Thomas M. (48), dem das Rotlicht-Imperium gehört hat.

Was in dem Verfahren zutage kommen wird, hat ein Insider der WZ jetzt schon verraten. Acht Jahre lang saß Peter M. (Name geändert) an der Kasse eines Hauses an der Rethelstraße und arbeitete dort auch mit Thomas M.. Zwar ist der Informant seit einigen Jahren nicht mehr im Geschäft — die Praktiken hätten sich aber kaum verändert.

Bis zu 45 Prostituierte haben pro Haus zu Spitzenzeiten — vor allem während der Großmessen Drupa und K (Kunststoff-Messe) — an der Rethelstraße gearbeitet. Die Regeln waren klar: Jede Dame kostete pro Stunde 300 Euro, die Flasche Champagner 220 Euro. Die Frauen erhielten die Hälfte der Einnahmen für ihre Liebesdienste, 50 Euro pro Flasche Champagner. Peter M.: „Sie hatten also ein Interesse daran, dass die Freier möglichst lange blieben.“

Peter M.

Es sei bekannt gewesen, dass einige der Prostituierten ihren Kunden etwas in die Getränke taten. „Das wurde aber nicht gefördert, im Gegenteil“, so Peter M., „wenn Mädchen für drei Stunden gebucht waren und schon nach zwei Stunden mit der Kreditkarte des Freiers wieder an der Kasse standen, war das verdächtig.“ Dann sei jemand vom Service mit auf das Zimmer gegangen, um nachzuschauen, ob der Mann noch ansprechbar ist.

Große Zweifel hat Peter M., dass in großem Stil mit Kreditkarten betrogen wurde: „Zahlungen mit Kreditkarten kann man im Nachhinein stornieren. Bei Kunden im Ausland hat man dann keine Chance mehr, an das Geld zu kommen.“ Außerdem gebe es bei zu vielen Stornierungen Ärger mit dem Kredit-Karten-Unternehmen: „Wir hatten zeitweise mal kein American Express mehr, das war ein echtes Problem.“

Das System, das die Ermittler den Angeklagten vorwerfen, hätte aus seiner Sicht also nur funktionieren können, wenn die Angeklagten einen Weg gefunden haben, Stornierungen zu umgehen.

Die Frauen wurden übrigens morgens in bar ausgezahlt, das Risiko blieb also bei Thomas M.. Es sei darüber hinaus auch bekannt gewesen, dass viele der Damen Kokain genommen und es auch an ihre Kunden weitergegeben haben: „Das war ganz normal. Viele Freier haben das auch verlangt.“ Ob an der Rethelstraße auch Koks verkauft wurde? Peter M.: „Dazu möchte ich nichts sagen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort