Ritchie Blackmore adelt die Lords

Der Gitarrist lud die legendäre Düsseldorfer Band zu zwei Konzerten mit Rainbow ein. Warmlaufen für das 60-jährige Bestehen.

Ritchie Blackmore adelt die Lords
Foto: The Lords

Düsseldorf. In den 60er Jahren wurden The Lords als die deutschen Beatles gefeiert. Sie waren die erste Band aus der Bundesrepublik, die jenseits des Eisernen Vorhangs spielte. Und bis heute sind Lord Leo Lietz und seine Mitstreiter nicht zu bremsen. Zwei besondere Konzerte feierten die Düsseldorfer jetzt in Berlin und Prag. Gitarren—Legende Ritchie Blackmore adelte die Lords und lud sie zu den Auftritten mit seiner Band Rainbow ein.

„Wir haben irgendwann einen Anruf von seiner Agentur bekommen und wurden gefragt, ob wir nicht Lust haben, im Berliner Velodrom als Vorgruppe zu spielen“, erzählt Lord Leo, „das passte auch sehr gut. Denn die Tour heißt ’Memorys of Rock’. Da mussten wir nicht lange nachdenken.“ Eine Woche später klingelte erneut das Telefon. Blackmore persönlich ließ anfragen, ob die Lords auch Lust hätten, zwei Tage später in Prag auf der Bühne zu stehen.

Vor 9000 Fans rockten die Lords im Berliner Velodrom, in Prag wurden die Rocker von 13 000 Fans gefeiert. Und auch der Meister selbst schien zufrieden. „Da kommt noch was“, ist Leo zuversichtlich. Nur aus dem gemeinsamen Erinnerungsfoto mit Ritchie Blackmore wurde nichts: „Er war ständig von drei Securitys umgeben. Man kam nicht an ihn heran. Der Manager sagte nur, ein Foto sei völlig ausgeschlossen.“ Für die Düsseldorfer war es trotzdem eine gute Gelegenheit, sich für das große Jubiläum einzuspielen. Denn im nächsten Jahr feiern die adeligen Rocker ihr 60-jähriges Band-Bestehen.

Zusammen mit den Rolling Stones gehören die Lords inzwischen zu den ältesten Rock-Bands der Welt. „Ulli und ich haben uns damals in Berlin in der Schule kennen gelernt. Wir haben angefangen, auf der Straße Musik zu machen. Mal mit, mal ohne Geld“, erinnert sich Leo, der 74 Jahre jung und nimmer noch hungrig auf die großen Bühnen ist.

Als die Beatles 1965 nach Deutschland kamen, gab es einen großen bundesweiten Wettbewerb. Gesucht wurden die deutschen Beatles — die Lords holten sich den Titel und bekamen danach den ersten Plattenvertrag: „Den mussten damals noch unsere Eltern unterschreiben, weil wir noch nicht volljährig waren.“

Es folgten jede Menge Hits, von „Shakin’ all over“ über „Have a drink on me“ bis zu „Poor Boy“ — das Lied, das auch zur Erkennungs-Melodie der Lords wurde. Ganze drei Stunden hat Leo damals gebraucht, um den Klassiker zu schreiben.

Schon sehr früh zogen die Lords nach Düsseldorf um, weil ihr Management hier saß. Und sie waren gekommen, um zu bleiben. 1999 traf die Band dann ein Schicksalsschlag. Bei einem Konzert in Potsdam stürzte Lord Ulli Günther auf der Bühne so unglücklich, dass er vier Tage später im Krankenhaus an den Folgen der Verletzung starb.

Das Ende der Lords drohte. Doch die Band ließ sich nicht unterkriegen. Seitdem wechseln sich Lord Leo und Lord Bernd Zamulo am Mikrofon ab. Inzwischen haben die Düsseldorfer sich von der Oldie-Band zur Rockband gewandelt. Mit „Now more than ever“ legte die Band vor drei Jahren ein Album mit komplett neuen Titel vor. „Das funktioniert auch und macht Riesenspaß“, freut sich Leo schon auf die Sommersaison, wo die Lords auf etlichen Open-Airs auf der Bühne stehen werden. Nur nicht in Düsseldorf.

Aber das soll sich im nächsten Jahr ändern. Bereits im Dezember läutet die Band in Neuss ihr Jubiläum ein: „Und im nächsten Jahr folgt eine große Deutschland-Tour.“

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