Richtung Norden nach Fernost fliegen

Am schnellsten und grünsten geht es von Düsseldorf nach Asien über Helsinki, sagt Finnair – Gäste interessiert aber der Preis.

Düsseldorf. Als Kati Ihamäki neulich von der finnischen Hauptstadt Helsinki nach Brüssel geflogen ist, ließ der Kapitän aus dem Cockpit Grüße ausrichten: Man fliege schon so langsam wie es geht. Keine Provokation, sondern vorauseilender Gehorsam - Ihamäki ist die Umweltbeauftragte der finnischen Fluglinie Finnair und hat es nicht gern, wenn ihre Flieger mit Höchstgeschwindigkeit über die Wolken donnern. Dann nämlich, weiß die Umweltbeauftragte, verbraucht das Fluggerät mehr Kerosin, als nötig ist, und das ist ebenso schlecht für die Umwelt wie für das Image der Airline. Obwohl die Hausfarbe der fliegenden Finnen blau ist, sehen sie sich als grüne Fluglinie.

Gut eine Milliarde Euro hat Finnair nach eigener Aussage in seine Flotte investiert, keiner der Flieger sei älter als fünf Jahre und somit vergleichsweise umweltschonend unterwegs - in einer Branche die genau dafür nicht bekannt ist. "Wir wollen d i e Fluglinie für umweltbewusste Passagiere sein", sagt Kati Ihamäki.

Ob es diese in der Masse überhaupt gibt, ist indes mehr als fraglich. "Wie umweltfreundlich ein Flug ist, interessiert kaum einen Gast", sagt Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes. Wenn nach einem bestimmten Flugzeugtyp gefragt werde, gehe es selten um Ökologie, sondern eher um Sicherheit. Boeing und Airbus haben bei deutschen Fliegern einen besseren Ruf als Illyushin und Co. "Entscheidend ist immer noch der Preis."

Freilich wissen das auch die Manager von Finnair und kontern mit Flugbegleiterlächeln: "Zeit ist Geld". Denn zumindest auf dem Weg von Europa nach Asien lasse sich Zeit (und somit Geld) sparen, wenn man denn über das Drehkreuz Helsinki nach Fernost düse. Da die Erde bekanntlich keine Scheibe ist, entpuppt sich der vermeintliche Umweg etwa von Düsseldorf Richtung Skandinavien als kürzeste Strecke. Vertriebschef Jan Pellinen liefert dazu die Zahlen. "Die Strecke von Düsseldorf nach Shanghai über Helsinki ist 8908 Kilometer lang, über Frankfurt sind es 9056, über Amsterdam 9069 Kilometer."

Ein Blick auf die Flugzeit scheint das zu bestätigen: Gut 13,5 Stunden dauert die Reise von Lohausen über Finnland. Die Reisezeit via Frankfurt dauert 2,5 Stunden länger. Selbst die Zeit-Geld-Theorie scheint aufzugehen. 726,84 Euro kassieren die Finnen für einen Shanghai-Flug in der Holzklasse, die Konkurrenz von Lufthansa berechnet für die Strecke mit Umstieg Frankfurt laut eigener Homepage 1040 Euro. Bei Flügen ins indische Delhi fällt der Unterschied nicht ganz so groß aus: Mit Finnair geht es für 877,61 Euro in 14 Stunden und zehn Minuten auf den Subkontinent, die Kranichlinie braucht über Frankfurt rund 16 Stunden und verlangt dafür 936 Euro.g

Das meiste Geld verdient Finnair in Düsseldorf mit der Verbindung nach Shanghai. Laut Pellinen wählt ein Drittel der Passagiere ab Düsseldorf diese Strecke, davon fliegt mehr als die Hälfte der Passagiere in der Businessclass. Auch für Geschäftsflieger ist der Umweltaspekt offenkundig nicht der entscheidende Faktor - in Zeiten der Krise schon mal gar nicht. "Unsere Mitarbeiter sind angehalten, die Kosten gering zu halten", sagt beispielsweise Marco Lippert, Sprecher des Chemiekonzerns Henkel. "Direktflüge werden bevorzugt gebucht. Mehrmaliges Landen und Starten ist weder zeitsparend noch umweltfreundlich." In der Reihenfolge der Priorität, stehe Geld vor Zeit vor Umwelt.

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