Rheinschifffahrt: Zu Gast auf der schönen „Helena“

Ein Zweimaster aus dem Jahr 1875 liegt am Unteren Rheinwerft. Er kann bis Montag besichtigt werden.

Düsseldorf. Der Holzboden knarrt gemütlich, auch die Decke besteht aus Holzbalken. Fast fühlt man sich wie in einer Altbauwohnung - mit dem Unterschied, dass es dort nicht so schwankt.

Wir sind auf der "Helena", einem historischen Zweimaster aus dem Jahr 1875, der bis Pfingstmontag Station in Düsseldorf. Es ist das einzige Frachtschiff, das aus der Zeit der traditionellen Segelschifffahrt auf dem Rhein erhalten geblieben ist.

Für Düsseldorfer eine gute Gelegenheit, sich das Innenleben, die Technik und die harte Arbeit an Bord erklären zu lassen: Bis Montag, 24. Mai, veranstaltet das Schifffahrt-Museum Führungen im Schlossturm und auf dem Schiff (siehe Kasten).

"Das ist wirklich ein Geschenk", freut sich Museums-chefin Annette Fimpeler. Möglich gemacht haben es die Neuss-Düsseldorfer Häfen, wie deren Geschäftsführer Rainer Schäfer berichtet. Durch seine Kontakte nach Rotterdam (dem Heimathafen des Zweimasters) konnte er die "schöne Helena", wie er sie nennt, nach Düsseldorf lotsen.

Das 40 Meter lange Plattbodenschiff (nur einen Meter Tiefgang) ist das letzte seiner Art - eine Aak, wie der Schiffstyp genannt wird. Er war nach einer Havarie schon beim Abwracker, konnte aber 1989 gerettet und restauriert werden und hat heute Denkmalstatus. Die eiserne Helena - nur die Aufbauten sind aus Holz - war früher als Kohlefrachter auf dem Rhein unterwegs. Heute verfügt sie sogar über einen Motor.

Wenn der Wind zu schwach zum Segeln war, mussten Dampfschiffe oder Treidel-Pferde der Helena gegen die Strömung helfen. Besonders schwierig waren und sind die Brückendurchfahrten: Der Mast ist 21 Meter hoch, acht Meter höher als die Brücken. Skipper Sebastian Bouma (39): "Dann muss der Hauptmast gelegt werden, nach der Brücke wird er wieder hochgezogen." Das ist Knochenarbeit, vier Männer wechseln sich an einer Kurbel ab.

Während für die zahlenden Gäste heute alles getan wird, was der Bequemlichkeit dient - Kombüse, Toiletten und Bar -, hatten es die damaligen Segler schon schwerer. Eine echte Kabine hatte nur der Skipper, Familie und Mannschaft mussten im Frachtraum nächtigen. Auch wenn der Holzboden knarrt - gemütlich war’s wohl eher nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort