Rheinkirmes: Besucherzahlen geschönt

Jährlich werden 4,5 Millionen Gäste gemeldet. Experten von Polizei und Schausteller gehen von der Hälfte aus.

Düsseldorf. Spätestens in der übernächsten Woche soll das Sicherheitskonzept für die Größte Kirmes am Rhein vorliegen. Das bestätigte am Freitag Lothar Inden, Chef der St. Sebastianus-Schützen. Der Leiter der Platzkommission, Thomas König, sieht darin „nicht allzu viele Änderungen. Es gibt einen Fluchtweg mehr. Und die Beschilderung, auch für die internationalen Besucher, muss verbessert werden.“ Ein gravierender Punkt sei allerdings die Kontrolle: „Wir hatten schon in den letzten Jahren Obergrenzen für Besucher in den Zelten und haben uns von den Betreibern bestätigen lassen, dass sie eingehalten werden“, sagt König. „Wir haben aber nie kontrolliert. Das ändert sich jetzt.“

Die Kirmes-GmbH wird also Security-Personal beschäftigen. König geht an starken Abenden von einem Dutzend Mann aus, die im Bedarfsfall auch Besucherströme umlenken sollen, damit es nicht zu gefährlichen Ansammlungen kommt. Da vor dem Füchschen-Zelt stets große Mengen an Menschen stehen, dies aber in der Nähe des Kniebrücken-Zugangs platziert ist, soll Füchschen-Baas Peter König umziehen und unterhalb der Polizei-Container residieren.

Im Zuge der Erstellung des Sicherheitskonzepts wird nun auch die Frage der Besucherzahl neu gestellt. In den Augen von Schaustellern und Polizei machen traditionell Fantasiezahlen die Runde. „Die Angaben von Polizei und Veranstaltern liegen oft weit auseinander“, sagt Behördensprecher Andreas Czogalla und verweist auf den Werbeeffekt, den Organisatoren anstreben.

Ein leitender Experte der Polizei geht im WZ-Gespräch wohlmeinend von vier Umläufen auf dem Kirmesgelände aus — jeder Besucher bleibt bis zu drei Stunden. „Die Befüllungsmenge liegt bei 50 000 bis 60 000 Besuchern, macht rund 200 000 am Tag.“ Da aber nachmittags noch nicht so viel los sei, müsse man insgesamt von 1,6 Millionen Besuchern sprechen. Zähle man Beobachter des Kirmes-Feuerwerks auf Brücken und am Rheinufer hinzu und rechne dort zwei Personen pro Quadratmeter, erhöhe sich die Zahl auf zwei Millionen.

„4,5 Millionen passen nicht auf den Platz“, sagt auch Bruno Schmelter, Chef der Schausteller, „ich gehe von 1,8 Millionen aus.“ Er weiß von leidigen Nachfragen des Finanzamts, dem man immer wieder begreiflich machen müsse, dass die Verdienste nicht so hoch sein können wie unterstellt.

Die Schützen stützen sich bei ihren Angaben auch auf die Rheinbahn. Deren Sprecher Georg Schumacher spielt den Ball jedoch zurück. „Wir beziehen uns auf Basiszahlen des Veranstalters und gehen davon aus, dass 80 Prozent der Besucher mit der Bahn kommen.“

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