Rheinbahner sorgt für Stimmung an den Haltestellen

Im Leitstand an der Arena ist Zdenko Kiss eine Art Legende. Seine Ansagen lockern den Transport nach Großveranstaltungen auf.

Rheinbahner sorgt für Stimmung an den Haltestellen
Foto: Sergej Lepke

Als die Gäste des Rolling-Stones-Konzerts am Bahnsteig durch die Lautsprecher mit „Willkommen zur Ü50-Party“ begrüßt werden, ahnen echte Kenner schon, wer da wohl im Leitstand-Türmchen sitzt. Denn Zdenko Kiss, Verkehrsmeister bei der Rheinbahn, hat mit seinen flotten Sprüchen schon eine Art Kult-Status erreicht. Immer wieder ist er bei Großveranstaltungen im Einsatz und versucht, die wartenden Fahrgäste bei Laune zu halten.

Aus dem rundum verglasten Leitstand an Bahnsteig 4 hat man einen guten Überblick über die Haltestelle. Zusätzlich können die Mitarbeiter die Menschen auf dem Bahnsteig per Kamera sehen — mehrere Monitore hängen über den Schreibtischen. Was Kiss dort sieht, greift er gerne in seinen Ansagen auf und spricht die Leute auch mal persönlich an. „Einmal hat sich nach einem Konzert eine Frau ihre Lippen vor der Rundkamera oben am Plateau nachgezogen“, sagt er. Offenbar war ihr nicht bewusste, dass es sich dabei nicht um einen Spiegel, sondern um eine Kamera handelte. Als Kiss sie über Lautsprecher deshalb auf die Schippe nahm, lachte der ganze Bahnsteig, erinnert sich der 56-Jährige.

Zdenko Kiss, Verkehrsmeister bei der Rheinbahn

Dabei ist sein Job eigentlich gar nicht so witzig. Er und seine Kollegen sind dafür zuständig, dass die Leute nach einer Großveranstaltung sicher nach Hause fahren können. „Sie sollen das Gefühl haben, dass sie gut aufgehoben sind und jeden Moment abgeholt werden“, sagt Kiss. Wenn bei den Abfahrten mal etwas nicht so gut klappt, ist es wichtig, dass die Fahrgäste nicht unruhig werden. Sicher kann man sie auch ganz trocken informieren — viele seiner Kollegen machten auch eher „normale“ Durchsagen. Zdenko Kiss bevorzugt aber die lustige Variante. „Ich hatte schon immer eine große Klappe.“ Lange Zeit hat er hauptberuflich als DJ gearbeitet — mittlerweile macht er das nur noch nebenbei. Erfahrung am Mikrofon hat er dadurch aber allemal.

Wenn er im Leitstand am Mikro sitzt, bereitet er sich zum Teil aber richtig vor: Vor Konzerten informiert er sich im Internet über die Künstler und die bekanntesten Titel. „Das lasse ich dann in meinen Ansagetext einfließen“, sagt er. Das schaffe eine Art Vertrauen. Die Besucher wüssten so, dass er sich auskennt und Bescheid weiß.

Seine große Klappe sei bei diesem Job ein großer Vorteil. „Wir transportieren nach solchen Veranstaltungen Tausende Leute ab“, sagt er. Egal ob beim Dome oder an der Arena. „Schüchtern darf man da nicht sein.“ Ob lustig oder nicht — hier müssen klare Ansagen gemacht werden. Wie er die verpackt, entscheidet er nach Gespür.

„Bei den Fußballfans muss man ein bisschen vorsichtig sein. Da kann man schnell daneben greifen“, sagt er. Da seien viele Emotionen im Spiel. Man müsse eben austaxieren, wo was geht. Am meisten Spaß mache es ohnehin, wenn die Leute auch reagieren.

Vor kurzem lernte Kiss sogar sein süddeutsches Pendant kennen. Während des Oktoberfestes gab es einen sogenannten Verkehrsmeisteraustausch — der Rheinbahner zu Gast im Leitstand an der Theresienwiese. Auch der dortige Ansager ist eine Legende. „So ein John-Wayne-Verschnitt“, lacht Kiss. Auch da wisse man: Das Unterhaltungsprogramm am Mikrofon gehört einfach dazu — und erleichtert den Transport für alle.

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