Düsseldorf Rheinbahn: Schon 10.000 Gratis-Tickets abgerufen

Die neue App „WelectGo“ ist ein voller Erfolg — und das könnte zu ihrem Problem werden: Die gesponserten Tickets, die bis Jahresende reichen sollten, sind wohl schon bald alle weg.

So klappt es mit dem kostenlosen Rheinbahn-Ticket (von links nach rechts): 1. Nachdem der Nutzer die App heruntergeladen und sich dort angemeldet hat (inklusive Adresse), kann er wählen zwischen Kurzstrecke und Preisstufe A3 (Stadtgebiet). 2. Dann muss er noch aussuchen, welche Werbespots eingeblendet werden sollen. 3. Während die Reklame läuft (hier der Ausschnitt eines Innogy-Spots), werden die noch verbleibenden Sekunden heruntergezählt. 4. Sind alle Spots durchgelaufen, kommt der Fahrschein aufs Handy.

So klappt es mit dem kostenlosen Rheinbahn-Ticket (von links nach rechts): 1. Nachdem der Nutzer die App heruntergeladen und sich dort angemeldet hat (inklusive Adresse), kann er wählen zwischen Kurzstrecke und Preisstufe A3 (Stadtgebiet). 2. Dann muss er noch aussuchen, welche Werbespots eingeblendet werden sollen. 3. Während die Reklame läuft (hier der Ausschnitt eines Innogy-Spots), werden die noch verbleibenden Sekunden heruntergezählt. 4. Sind alle Spots durchgelaufen, kommt der Fahrschein aufs Handy.

Foto: Screenshots App WelectGo

Düsseldorf. Die neue App „WelectGo“ macht Furore: Wie die WZ berichtete, kann man mit diesem Handy-Zusatzprogramm kostenlose Tickets für die Rheinbahn bekommen, wenn man sich zuvor einige Werbespots ansieht. Diesen Deal finden offenbar viele Düsseldorfer attraktiv: Montagabend sprach die Rheinbahn davon, dass schon an die 10 000 Tickets abgerufen worden sind. Die letzten konkreten Zahlen sind von Montagvormittag — bis dahin waren 9244 Fahrkarten vergeben worden, davon 2280 Kurzstrecken.

Der Erfolg ist so groß, dass unklar ist, wie lange die Aktion noch weiterlaufen kann. Ursprünglich hatten die App-Betreiber und die Rheinbahn eine Testphase bis Ende des Jahres vereinbart. Wenn die Tickets aber weiterhin in diesem Tempo abgesetzt werden, reicht das vorhandene Kontingent womöglich nur noch einige Tage. Denn die Fahrkarten werden von Unternehmen bezahlt, die ihre Werbung platzieren wollen. Ist das zugesagte Kontingent aufgebraucht, müssen neue Sponsoren ran — wenn vorhanden.

„Geplant war, dass das eine dauerhafte Sache werden soll und nicht nur ein kurzes Strohfeuer“, sagt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster. Aus Sicht des Unternehmens hat die Aktion nur Vorteile. Denn die Rheinbahn bekommt von „WelectGo“ den kompletten Ticketpreis bezahlt, ohne irgendwelche Rabatte. Im Voraus. Schuster: „Für uns ist das auch eine Image-Geschichte. Auf diese Weise können wir neue Kundenkreise erschließen. Und es gibt kein finanzielles Risiko.“

Das hat auch „WelectGo“ nicht, sagt Olaf Peters, der das Düsseldorfer Startup erst im April mit seinem Kompagnon Philipp Dommers gegründet hat. Denn das Unternehmen kauft nur Tickets, wenn es zuvor Geld von werbetreibenden Unternehmen eingenommen hat. „Viele Menschen ärgern sich, wenn etwa eine Fernsehsendung von Werbung unterbrochen wird. Unsere These ist, dass Werbung besser funktioniert, wenn Menschen sich selbst entscheiden können, ob und für welche Werbung sie sich interessieren“, erklärt Peters die Kernidee des jungen Unternehmens. Und genau so funktioniere „WelectGo“: „Man kann sich ein Ticket am Automaten kaufen, wenn man das will — oder sich ausgewählte Spots in der App ansehen. Wenn sich die Leute das selbst aussuchen, hat das für die Werbetreibenden eine ganz andere Relevanz.“

Aus Nutzersicht sind die ausgegebenen Tickets zwar kostenlos — und doch haben sie auch einen Preis. Der Fahrgast bezahlt mit seiner Zeit, seinen Daten — und gegebenenfalls auch seinem Datenvolumen. Gut 20 Megabyte sind nach vier bis fünf Werbespots locker weg.

Und was passiert, wenn es keine Firmen gibt, die weitere Ticketkontingente sponsern? Peters: „Dann müssten wir die schlechte Nachricht überbringen: Es funktioniert nicht.“ Man arbeite freilich auch schon an anderen Produkten, die nach einem ähnlichen Prinzip vermarktet werden sollen. Das Ganze passiert übrigens nebenberuflich: Olaf Peters (44) und Philipp Dommers (31) haben die App neben ihren Hauptjobs abends und an Wochenenden entwickelt.

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