Rembrandt aus Studentenhand

Als „Experiment“ bezeichnet das Museum Kunstpalast das Treffen zwischen Akademie und dem großen Niederländer.

Rembrandt aus Studentenhand
Foto: Kolberg

In der kostbaren Sammlung Lambert Krahe, einer Dauerleihgabe der Kunstakademie im Museum Kunstpalast, befinden sich auch 200 Rembrandt-Blätter. Sie gelten als Lehrsammlung für Studenten, die jedoch lieber im Internet als im Museum forschen. Da sie zudem kaum noch zeichnen, muss man sie schon zur Grafik locken. Insofern ist es fast schon ein Wunder, dass es Sonja Brink als Kuratorin gelang, Studentenarbeiten Seite an Seite mit den Blättern des großen Radierers zu hängen. „Rembrandt-Experiment“ nennt sie die Schau.

48 Studenten ließen sich inspirieren, sechs wurden ausgesucht. Wer aber als Besucher hofft, dass es zu einem genialen Wettstreit der Jugend mit dem Barockkünstler kommt, wird enttäuscht. Eine Treue wie vom einstigen Akademiestudenten William Unger, anno 1854, der in einem reproduzierten Selbstporträt Rembrandt erstaunlich nahe kommt, sucht man vergebens.

Die Talentierteste in der Schau, die die räumliche Tiefe im Helldunkel des großen Vorbilds begreift und auf ihre Weise umsetzt, ist Denise Werth aus der Klasse Fritsch. Ihr Ausgangspunkt ist ein bloßer Baum aus einer italienischen Landschaft mit einem lesenden Hieronymus. Sie übersetzt die Räumlichkeit der Grafik in den realen Raum, indem sie mit zwei gelaserten Platten arbeitet. Die vordere Platte entspricht den Konturen der Rembrandt-Zeichnung, die hintere „antwortet“ gleichsam darauf. Aus beidem ergibt sich ein vibrierendes Ganzes.

Rembrandt liebte die Vielfalt. Seine Themen reichen von der Landschaft über die Religion bis zu Szenen aus dem täglichen Leben wie dem Pfannkuchenbäcker und dem Rattengiftverkäufer. Er selbst reihte sein Porträt unter die Bettler und Quacksalber. Doch diese schonungslose Offenheit interessiert die am Selfie geschulte Jugend nicht. Lukas Köver, Klasse Kürten, fährt mit der Radiernadel über das Display des Handys, zerkratzt es, scannt es ein und dreht es im Computer in den Farben um, bevor er es weiter benutzt. Aus der neuen Technik kann er allerdings kaum Funken schlagen, denn die eingeritzten Kopfmotive lassen sich kaum entziffern.

Paul Schwaderer, Klasse Gostner, geht bewusst respektlos mit dem ambitionierten Hundertguldenblatt „Christus heilt die Kranken“ um. Er isoliert die Hände der Dargestellten. Im Video tauchen sie giftgrün und gestikulierend wieder auf. Takeshi Kitajima, Klasse Brandl, greift die frei fließenden Linien eines Landschaftsbildes auf und überträgt sie in ein Vibrato, das an eine Animation erinnert.

Studenten von heute lieben eher das freie Spiel. Dennoch sind sie überrascht, um mit Denise Werth zu sprechen, was für eine Qualität so ein Original hat. „Im Computer sieht das ganz anders aus, viel flacher“, sagt sie. An die Fülle von Selbstporträts hat aber auch sie sich nicht herangewagt.

“ Bis 24. Juni, Ehrenhof

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