Rekordmeldung beim Turnier: Die Radschläger sind zurück

724 Kinder treten am 20. Juni am Unteren Rheinwerft an, um das beste Rad zu schlagen. Die Tradition reicht bis ins Jahr 1288 zurück.

Düsseldorf. Rund 600 Jungen und Mädchen nahmen in den vergangenen Jahren am Radschläger-Turnier der Alde Düsseldorfer teil. In diesem Jahr staunte der Verein. "Mit 724 Kindern, die von den Schulen angemeldet wurden, haben wir einen neuen Rekord erreicht", freut sich Dieter Felder, der Pressesprecher der Alde Düsseldorfer, "das Radschlagen ist wieder im Kommen."

Wie alt die Tradition der Legende nach ist, wissen selbst viele Düsseldorfer nicht. Der Sage nach soll Graf Adolf von Berg nach seinem Sieg in der Schlacht bei Worringen im Jahr 1288 den Kölner Erzbischof Graf Siegfried zu Westerburg gefangen genommen haben. Der schaute offenbar sehr grimmig drein, als er am Düsseldorfer Rheinufer eintraf.

Graf Adolf soll den Kindern zugerufen haben, dass sie "en Penning" bekommen, wenn sie auf den Händen laufen und den Erzbischof damit erheitern. Felder: "Ob das funktioniert hat, ist nicht überliefert."

Jacobe von Baden, die am 15. Juni 1585 in Himmelgeist eintraf, war jedenfalls entzückt, weil sie dort von jungen Radschlägern begrüßt wurde. Als sie ihren Gemahl Johann Wilhelm I. heiratete, wurden die Radschläger auf ihren Wunsch hin sogar ausdrücklich ins Festprogramm aufgenommen.

Die hohe Zeit erlebte das Radschlagen nach 1880, als in Düsseldorf viele Kunst-, Gewerbe- und Industrie-Ausstellungen stattfanden, darunter 1926 auch die Gesolei. Für die Jungen und Mädchen war das eine willkommene Gelegenheit, sich ein kleines Taschengeld zu verdienen. Auf der Königsallee und vor den Hausbrauereien gehörten die Radschläger zum Stadtbild.

Als immer weniger Kinder Lust aufs Radschlagen hatten, wurde damit begonnen, Turniere auszutragen, um die Tradition am Leben zu halten. Unter dem Baas Willi Küpper richteten die Alde Düsseldorfer den Wettbewerb 1950 erstmals wieder aus, damals auf dem Carlsplatz.

Lange Jahre durften nur Jungen mitmachen. Erst 1971 wurden auch die Mädchen zugelassen, die inzwischen zwei Drittel der Teilnehmer ausmachen. Prompt holte sich damals Bärbel Gabriel, genannt ’Dat Wiesel’, den Turniersieg. Den Titel verteidigte sie auch in den zwei folgenden Jahren.

Mitte der 70er Jahre wurde der Wettbewerb dann auf alle Düsseldorfer Schulen ausgeweitet. Seitdem wird das Radschlagen dort im Rahmen des Sportunterrichts geübt. Nicht immer zur Freude der Kinder, denn dafür gibt es auch Noten.

Die Besten werden zum Radschläger-Turnier gemeldet, das von der Westdeutschen Zeitung als Medienpartner begleitet wird. Große Preise gibt es übrigens nicht zu gewinnen: Aber jeder bekommt ein Trikot und die Sieger einen Pokal.

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