Redlich, mutig, klug: So sollte einst der OB sein

Die Geschichtswerkstatt hat die Stadtoberhäupter seit 1815 Revue passieren lassen.

Redlich, mutig, klug: So sollte einst der OB sein
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Es ist ein Luxus, den sich die OB-Kandidaten so kurz vor der Kommunalwahl nicht leisten können. Einfach mal innehalten und den Blick zurückwerfen: Dieter Jaeger von der Geschichtswerkstatt kann das. Im Zeitraffer ließ er am Mittwoch im Uerige alle bedeutenden Bürgermeister der Stadt Revue passieren. Frei nach dem Motto: Irgendwas war immer.

Redlich, mutig, klug: So sollte einst der OB sein
Foto: Melanie Zanin

Gleich die erste Wahl 1815 geriet zum Spektakel. Die neuen preußischen Herrscher wollten alles richtig machen und stellten es den Bürgern frei, selbst über den neuen ersten Mann in der Stadt abzustimmen.

Redlich, mutig, klug: So sollte einst der OB sein
Foto: Melanie Zanin

Gewählt wurde nach preußischem Gerechtigkeitsverständnis im nach Einkommen gestaffelten Drei-Klassen-Wahlrecht. 1500 von 20 000 Einwohnern durften an die Urne schreiten. Das Duell zwischen dem Protestanten Schnabel und dem Katholiken Schramm geriet in Windeseile zur Schlammschlacht mit Tendenz zum Glaubenskrieg. Schramm gewann, die Schlammschlacht aber ging weiter.

Redlich, mutig, klug: So sollte einst der OB sein
Foto: Schaller, Bernd (bes)

Folge: Für die nächste Wahl wurde ein Tugendkatalog für die Bewerber aufgestellt. Wichtige Voraussetzungen waren: Gesetztes Alter, (Familien-)Vaterschaft, begütert, seit mindestens zehn Jahren in Düsseldorf und „ein guter Haushalter im eigenen Haus“, außerdem „redlich, klug, mutig, bescheiden und sanftmütig.“

In einem offiziellen Brief aus dem Jahr 1818 heißt es: „Es war sehr schwer, ein qualifiziertes Subjekt zu dem gerade gegenwärtig höchst lästigen Geschäft eines Bürgermeisters von Düsseldorf zu gewinnen.“

Auch der Magistrat, Vorläufer des Stadtrates, stand in keinem guten Ruf, nachdem es bereits im 17. Jahrhundert zu Korruption und wohl auch zu Ämtervererbung gekommen war. Letzteres übrigens ein Problem, das auch die katholische Kirche kannte. Sie reagierte mit der Einführung des Zölibats.

Wichtige Oberbürgermeister gab es erst ab 1850, sagt Jaeger. Ludwig Hammers etwa, der Düsseldorf in das Industriezeitalter führte und als Katholik erst Bismarcks Kulturkampf zum Opfer fiel.

Unter seinem evangelischen Nachfolger Wilhelm Becker wird Düsseldorf zur bedeutenden Messestadt, und Wilhelm Marx war „einer der ganz Großen in der Düsseldorfer Stadtgeschichte.“ Dessen Nachfolger Adalbert Oehler, Oberbürgermeister während des Ersten Weltkriegs, verließ sein Amt übrigens über die Dächer der Stadt. Er war auf der Flucht vor den Arbeiter- und Soldatenräten.

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