Raucher muss ausziehen — das sagen die Nachbarn

Friedhelm Adolfs erfährt in seinem Haus in Düsseltal Unterstützung.

Düsseldorf. Er sitzt in seiner Wohnung, die dunkel ist und voller Krimskrams, schaut fern und raucht eine Zigarette: Fast gleichgütig scheint Friedhelm Adolfs das Urteil des Gerichts aufzunehmen. Er muss raus aus seiner Wohnung und zwar fristlos. Das beschloss gestern Morgen das Amtsgericht. Die WZ traf ihn danach in seinen vier Wänden an der Kühlwetterstraße in Düsseltal.

„Ich werde trotzdem Berufung einlegen. Es ist nie ein Gutachter vom Gericht vor Ort gewesen“, betont Adolfs, der nach eigenen Angaben schon seit 60 Jahren raucht. 60 Jahre, in denen keiner seiner Mitmenschen sich je beklagt habe. Dennoch muss der 75-Jährige jetzt seine Wohnung räumen. Der Grund: „Unzumutbare und unerträgliche Geruchsbelästigung“, so heißt es im Gerichtsurteil, das bisher noch nicht rechtskräftig ist. Eine Beweisaufnahme, die diesen Vorwurf bestätigen kann, gab es jedoch nicht.

Die Nachbarn, die sich gegenüber der WZ äußern, können die Vorwürfe jedenfalls nicht nachvollziehen. Gabriele Wirtz arbeitet in dem Haus an der Kühlwetterstraße. Sie sagt über Friedrich Adolfs: „Seit 40 Jahren wohnt er hier und es gab nie Probleme.“ Auch im Hausflur rieche es nicht nach Rauch, und keiner der Mieter fühle sich gestört. Im Gegenteil: „Wir sind froh, dass wenigstens eine Privatperson noch hier wohnt“, sagt Wirtz, die in der Anwaltskanzlei Bode&Roth arbeitet. „Sonst sind hier ja nur Büroräume. Ohne Adolfs wäre das Haus am Wochenende leer.“

Auch Kevin Pawlak ist bisher nie strenger Zigarettengeruch im Treppenhaus aufgefallen. Der Zwölfjährige geht regelmäßig seine Mutter besuchen, deren Büro sich ebenfalls in dem Gebäude befindet. „Ich bin oft durch den Flur gegangen“, erzählt er. „Mir ist nie etwas aufgefallen“.

Auch Gabriele Wirtz betont, keiner der Mandanten habe sich je über Belästigung durch Rauchgeruch beschwert. Als „Hetzkampagne“ bezeichnet sie deshalb den Prozess gegen Adolfs.

Dessen Wohnung ist liebevoll eingerichtet. Schlager-CDs zieren ein Regal, an der Wand hängen gusseiserne Teller, eine Fortuna-Fahne steht neben dem Sofa. Auf den ersten Blick eine ganz normale Wohnung — aber die einzige in dem Mietshaus. Man wolle ihn rausekeln, meint Adolfs. Seine Wohnung in Büroräume umzuwandeln, um dann mehr Miete einnehmen zu können, das sei doch der Plan.

“ Aus aller Welt S. 8

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