Prozess: Rheinbahn als Selbstbedienungs-Laden?

Einkaufsleiter soll Firma seiner Frau Aufträge für 1,2 Millionen Euro zugeschanzt haben. Aussage angekündigt.

Düsseldorf. Ursprünglich ging es um ausrangierte Rheinbahn-Busse, die unter dubiosen Umständen nach Litauen verkauft wurden. Als das Verkehrsunternehmen die Geschäftedes Einkaufleiters überprüfte, kamen noch etliche weitere Vorwürfe zum Vorschein. So soll der 58-jährige Controller einem Unternehmen, das seineer Frau gehörte, Aufträge für mehr als 1,2 Millionen Euro zugeschanzt haben. Auch Vip-Karten von Fortuna Düsseldorf und dem Apollo Varieté hat er angeblich privat genutzt. Seit gestern muss sich der Kaufmann wegen Betruges, Untreue und Vorteilsnahme vor dem Amtsgericht verantworten.

Nachdem der Angeklagte 1994 Handlungsvollmacht bekommen hatte, konnte er bei der Vergabe von Aufträgen praktisch schalten und walten, wie er wollte. Zuständig war er unter anderem auch für Werbefolien, die an Bussen und Bahnen angebracht werden. In 553 Fällen wurden die Arbeiten von einer Firma ausgeführt, die unter dem Namen seiner Frau angemeldet war. Insgesamt geht es dabei um Aufträge für über 1,2 Millionen Euro.

Doch nicht nur das wird dem 58-Jährigen vorgeworfen, der sein ganzes Leben bei der Rheinbahn war. Eine Werbefrima soll er darum gebeten haben, vier Vip-Karten für den Club ’95 der Fortuna zu kaufen. Die nutzte der Angeklagte angeblich für sich. 5700 Euro hat er nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vom Rheinbahn-Konto an das Unternehmen überwiesen.

Ähnlich sei es auch bei einem Tauschgeschäft mit dem Apollo Varieté gelaufen. Roncalli hatte als Gegenleistung für Werbung an Rheinbahn-Haltestellen Gutscheine für Eintrittskarten zur Verfügung gestellt. Allein in einem Jahr soll der Kaufmann 200 davon für eigene Zwecke genutzt haben.

Bereits 2011 war ihm fristlos gekündigt worden. Beim anschließenden Verfahren vor dem Arbeitsgericht kündigte er an, dass er Namen von Personen nennen werde, die ihn jahrelang gedeckt hätten. Ob er das nun in dem Strafverfahren tun wird, bleibt abzuwarten. Der 58-Jährige will erst am 2. Mai zu den Vorwürfen Stellung nehmen. In einem Rechtsgespräch wurde darüber verhandelt, ob der 58-Jährige bei einem Geständnis mit einer Bewährungsstrafe rechnen kann. Unter anderem, weil der Rheinbahn kaum Schaden entstanden ist. Darauf wollte er sich nicht einlassen.

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