Protest in Düsseldorf Protest gegen Sarrazin - 100 Polizisten schützen Lesung in Düsseldorf

Polizei-Großeinsatz zur Sarrazin Lesung am Mittwoch und Donnerstag. Die Scheiben der Düsseldorfer Weinbar wurden eingeschlagen. Die Polizei ermittelt, weil die Demo am Mittwoch nicht angemeldet war.

Großer Polizeieinsatz am Mittwoch zur umstrittenen Lesung von Thilo Sarrazin am Fürstenplatz. Foto: Sergej Lepke

Großer Polizeieinsatz am Mittwoch zur umstrittenen Lesung von Thilo Sarrazin am Fürstenplatz. Foto: Sergej Lepke

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Düsseldorf. Der Protest gegen die Lesung des umstrittenen SPD-Politikers und Autors Thilo Sarrazin in der Weinbar „Feinstil“ am Fürstenplatz geht weiter. Die Polizei bestätigt, dass in der Nacht zu Mittwoch, also wenige Stunden vor der ersten von zwei geplanten Lesungen Sarrazins, die Scheiben des Geschäftes an der Kirchfeldstraße/Ecke Morsestraße eingeschlagen wurden. Polizei-Sprecherin Anja Kynast erklärt: „Der Staatsschutz ermittelt.“ Es ist bereits der vierte Vandalismus-Fall an der Weinbar, der der Polizei zur Anzeige gebracht wurde. Sie alle werden im Zusammenhang mit dem Auftritt Thilo Sarrazins gesehen. Er las am Mittwochabend ab 20 Uhr im Stadtteil Friedrichstadt aus seinem Buch „Wunschdenken“ (Eintritt 27 Euro).

Schon drei Stunden zuvor riegelte die Polizei mit einem Aufgebot von immerhin mehr als 100 Beamten den Bereich am Fürstenplatz und an der Morsestraße vor dem Weinladen und gegenüber von der Eisdiele ab. Es lagen der Polizei Erkenntnisse vor, dass etwas passieren könnte. Doch als Thilo Sarrazin gegen 19.40 Uhr einem BMW entstieg, ertönten lediglich Sprechchöre. Rund 90 Protestler, auch von „Düsseldorf stellt sich quer“, hatten sich an der Morsestraße positioniert. Die Polizei blieb bis nach der Veranstaltung gegen 22 Uhr vor Ort im Einsatz.

Sarrazin: 100 Polizisten schützen Lesung in Düsseldorf
9 Bilder

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"Wir haben eine Anzeige gegen Unbekannt gestellt wegen Nichtanmelden einer Versammlung", sagte Polizeisprecherin Kynast. Die Demonstranten durften aber vor Ort bleiben. Für den Leseabend am Donnerstag ist nun eine Demonstration angemeldet. Denn seit Wochen gibt es einen großen Protest gegen den Sarrazin-Besuch von der Initiative „Nachbarn ohne Rassismus“. Sie wollen ihre Ablehnung zeigen. Neben der Demo ist am Donnerstag ein „Fest ohne Rassismus“ auf dem Fürstenplatz geplant (18.30 Uhr, Marktbereich).

Mittwoch hatte die Initiative zum Tortenbacken aufgerufen. Eine Anspielung auf einen Tortenangriff auf den Autor in einer Buchhandlung an der Kö vor knapp einem Jahr. Polizeisprecherin Kynast bestätigte am Abend, dass es aber friedlich blieb: "Es gab keinen Tortenwurf."

Die Initiative, die Sarrazin u.a. als „rassistischen Autor“ bezeichnet, hatte in einem Brief die Betreiber der Weinbar aufgefordert, die Lesung am 18. Mai abzusagen. Als Antwort erhielt sie die Information, dass es am 17. Mai — also am Mittwoch — sogar eine weitere Lesung geben werde.

Die Weinbar am Fürstenplatz möchte laut ihrer Homepage „die Vielfalt und Außergewöhnlichkeit badischer Weine näherbringen“ und ermuntert: „Machen Sie es sich in unserer Weinbar gemütlich.“ Dieses Gefühl hinter mit Spanplatten verrammelten Fensterscheiben sowie großem Protest und Polizeieinsatz vor der Tür dürfte sich am Mittwochabend nicht eingestellt haben. Aber das haben die Gastgeber wohl einkalkuliert. A.V.

Tortenangriff auf Tilo Sarrazin
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