Modellprojekt der Arbeitsagentur „Projekt Ich“: Neue Berater für neue Jobs

In Düsseldorf läuft ein Modellprojekt der Arbeitsagentur. Es soll für neue Berufe fit machen.

Modellprojekt der Arbeitsagentur: „Projekt Ich“: Neue Berater für neue Jobs
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Susan Hirsch ist Kosmetikerin und Physiotherapeutin Doch seit gut 30 Jahren ist die 51-Jährige raus aus ihrem Beruf. Zwei Kinder kamen, die Alleinerziehende hangelte sich von Job zu Job. „Meine Chancen jetzt, da die Kinder groß sind, wieder im ursprünglichen Beruf einzusteigen sind gleich null“, sagt sie. Doch sie ist zuversichtlich, sieht ihre Zukunft nun in der Gesundheitsbranche — und wird dabei intensiv begleitet. Hirsch profitiert von einem Projekt, das die Bundesagentur für Arbeit unter anderem in Düsseldorf durchführt.

Die Stadt dient beim sogenannten „Projekt Ich — Lebensbegleitende Berufsberatung“ der Bundesagentur für Arbeit als Modell für eine florierende Region. „Die Aufgaben verändern sich — durch die Digitalisierung fallen Berufe weg, neue entstehen. Es geht darum, wie Mitarbeiter dabei mithalten können“, sagt Detlef Scheele, Vorsitzender der Bundesagentur. Es gehe aber auch darum, Arbeitslose und Schüler für neue Berufe zu gewinnen, sie intensiv zu beraten.

Seit Anfang April läuft die Testphase in Düsseldorf, 40 zusätzliche Berater hat die Agentur eingestellt. 16 gehen in Schulen, verstärkt in Gymnasien, ganz neu auch in Berufsfachschulen: „Ziel ist es, durch Beratung im Vorfeld zu verhindern, dass junge Menschen sich für den falschen Beruf entscheiden oder den eingeschlagenen Weg abbrechen“, sagt Roland Schüßler, Arbeitsagentur-Chef in Düsseldorf. Ein Dutzend Mitarbeiter berät alle, die im Berufsleben stehen oder standen. Dazu kommen Stellen in der Administration. Zudem werde das Berufsinformationszentrum neu aufgestellt.

In der Praxis heißt das vor allem mehr Zeit, wie Hirsch festgestellt hat. „Ich hatte bereits drei Gespräche“, sagt sie. „Teils war ich fast zwei Stunden bei meiner Beraterin.“ Sie ist überrascht, wie intensiv und persönlich es war. „Mir wird nichts aufgedrückt, das ist gut. Ich kümmere mich selber, hole Informationen ein. Dafür weiß ich jetzt, wo meine Fähigkeiten liegen und was an Berufen alles möglich ist.“ Eine Weiterbildung mit IHK-Abschluss im Gesundheitsbereich soll es sein — was genau, entscheidet sich noch.

Auch Marco Lippold weiß noch nicht konkret, welcher Beruf es werden wird. Der 25-Jährige weiß jetzt aber, dass eine Ausbildung im Handwerk, als Maler oder Elektriker, für ihn das Richtige ist. „Ich habe nach der Mittleren Reife lange gejobbt. Doch irgendwann ging es nicht mehr, ich wurde arbeitslos. Mit Mitte 20 wird es zudem Zeit, einen richtigen Beruf zu erlernen.“ Herauszufinden, was ihm auf Dauer liegt, sei ihm schwer gefallen. „Durch die Beratung ist mir klar geworden, was ich kann und will.“ Er ist gespannt auf die nächsten Schritte.

Hilfe sollen auch weitere ungelernte Kräfte bekommen — unter anderem für ausreichend Facharbeiter als Nachwuchs, wenn zehntausende in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen. „Die Stadt hat einen sehr guten, sehr bunten Arbeitsmarkt“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK. Zudem gebe es eine Unmenge an Berufsabschlüssen. „Es braucht eine zentrale Anlaufstelle wie die Agentur, bei der alle Informationen und Partner wie Schule, Uni, Arbeitgeber, Mitarbeiter zusammenkommen.“

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