Preiskampf in der Auto-Werkstatt

„Autoscout 24“ macht Kosten für Inspektion und Reparatur transparent — und sorgt so für Aufruhr in der Branche.

Düsseldorf. Nur ein paar Klicks im Internet und schon bekommt man eine lange Liste mit Preisen für die nächste Autoinspektion. Beispiel BMW 320i, Baujahr 2006, 70 000 Kilometer: Da reicht die Spanne von 299,35 bei einer freien Werkstatt in Flingern bis zu 528,40 Euro beim BMW-Vertragshändler, jeweils mit diesen Leistungen: Service nach Intervallanzeige, neue Bremsflüssigkeit, Innenraum- und Luftfilter, Ölwechsel, neue Zündkerzen. So jedenfalls steht es im Online-Portal „Autoscout24“, wo neuerdings nicht nur Autos verkauft, sondern auch Reparaturen und Inspektionen vermittelt werden.

Nordrhein-Westfalen ist Testgebiet für das Pilotprojekt und in Düsseldorf nehmen schon jede Menge Kfz-Betriebe teil. Man gibt bloß Marke, Typ und Kilometerstand ein und sofort spuckt das Programm aus, welche Inspektion mit welchen Teilen ansteht und was das bei verschiedenen Anbietern kostet. Branchenexperten erwarten als Folge sinkende Preise — zur Freude der Autofahrer, zum Ärger vieler Werkstätten.

„Das ist ein Ausverkauf von Profileistungen, die Unterwerfung unter das Schnäppchen-Prinzip“, klagt Horst Jansen, der Geschäftsführer der Düsseldorfer Kfz-Innung. Dabei ließen sich die Preise meist nicht vergleichen: „Erstens haben die Werkstätten ganz unterschiedliche Kostenstrukturen.

Zudem werden Standardreparaturen immer seltener. Für ein individuelles Problem aber, für eine komplizierte Fehlersuche an der Elektronik, kann man nicht vorab einen Festpreis machen“, sagt Jansen.

Carsten Breucker lässt das nicht gelten. Er führt seit Jahren einen Betrieb an der Erkrather Straße mit acht Mitarbeitern und macht beim Online-Vergleich mit: „Die Leute vergleichen nun mal heutzutage die Preise für alles.

Und außerdem haben wir mit dem Preisdruck nicht angefangen, das waren die Ketten wie ATU oder Pit Stop. Ich konnte früher auch mehr für eine Inspektion nehmen“, sagt Breucker, der 59 Euro für die Meisterstunde berechnet, in Hersteller-Werkstätten wird nicht selten das Doppelte verlangt.

Autohändler Frank Pagalies (Suzuki) dagegen nennt die Internetbörse fatal: „Wo führt das hin, wenn sich alle auch noch bei Inspektionen unterbieten?“, fragt er und sagt: „Wir machen uns die Preise kaputt. Und für den Kunden ist es oft eine Mogelpackung, weil es am Ende doch viel teurer wird oder es keine Garantie auf die Leistung gibt.“ Autoscout jedoch wirbt ausdrücklich mit Preisgarantie und Sicherheit. So verpflichteten sich die Teilnehmer, die Inspektionen stets nach Herstellervorgaben samt Eintrag ins Serviceheft vorzunehmen.

Marken-Autohäuser bangen nun um ihre Kalkulation, denn aufgrund der Rabattschlacht beim Verkauf ist fast nur noch im Unfallwagen- und Reparaturgeschäft gutes Geld zu verdienen. Und da stehen sie längst in hartem Wettbewerb mit freien Meisterbetrieben. Jörg Fuchs etwa betreibt seine moderne Mercedes-Werkstatt im Hafen. Das ganze Team hat die Ausbildung bei Daimler gemacht. Der 52-Jährige setzt auf Qualität und meint damit auch Vertrauen und Zuverlässigkeit. „Mein Stammkundenanteil liegt bei 90 Prozent.“ Attraktiv werden freie Werkstätten wie seine durch die Lohnkosten, die ein Drittel niedriger sind als bei der Mercedes-Niederlassung, bei gleichen Preisen für die Original-Ersatzteile.

Entscheidend wird sein, wie viele Betriebe beim Online-Portal mitmachen und ihre Preise offenlegen. „Noch gibt es in der Zunft eine Abwehrhaltung, aber natürlich kann schnell ein Gruppendruck entstehen“, sagt Jansen.

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