Polizei jagt Fahrrad-Diebe auf dem Trödel

Hehlerei: Die Zahl der Fahrrad-Diebstähle geht zurück, bleibt aber hoch. Größtes Problem der Ermittler: die Nachlässigkeit der Radler selbst.

Düsseldorf. Stefan Wolf beugt sich über das umgedrehte Fahrrad. An dem Gestänge ist eine verkratzte Rahmennummer zu sehen. Über Funk gibt Wolf die Ziffern und Buchstaben an die Zentrale durch. Kurz darauf kommt die Antwort, die Wolf mit einem "Ja, sauber" quittiert. Er wendet sich an den Verkäufer, der auf dem Trödelmarkt am Aachener Platz mehrere Quadratmeter mit Mountainbikes, Kinder- und Hollandrädern vollgestellt hat. "Dieses Fahrrad ist in unserem Computer und könnte gestohlen sein. Es wird eingezogen."

"Das Delikt Fahrraddiebstahl haben wir schon immer auf sehr hohem Niveau", erklärt Gerd Fuselbach vom Kriminalkommissariat36. Täter seien oft Drogenabhängige, weil die Beute sich auf einem Flohmarkt leicht zu Geld machen lässt. Der Anteil des organisierten Fahrraddiebstahls sei "sehr gering". Noch Mitte der 90er-Jahren hat die Polizei Lagerhallen mit mehreren hundert gestohlenen Rädern ausgehoben, die in Containern außer Landes gebracht werden sollten. Solche Fahrrad-Schleuser gibt es laut Polizei kaum noch. Und die Fallzahlen, obwohl nach wie vor hoch, sinken. Von Januar bis August 2007 wurden in Düsseldorf 2892 Räder gestohlen, im Vergleichszeitraum 2008 waren es 2626.

Sorgen macht Gerd Fuselbach und seinen Kollegen trotzdem noch immer die Nachlässigkeit der Fahrradbesitzer. "Die Räder werden oft nicht richtig gesichert", sagt er. Ulrich Mergemeier, Leiter des Bilker Bezirksdienstes, sagt sogar: "Sie würden sich wundern, wie viele Räder unverschlossen draußen stehen." Aber auch manches Schloss biete kaum Sicherheit. Viele seien mit einem Bolzenschneider leicht zu durchtrennen, bei Kabelschlössern mit Kopf aus sprödem Aluguss reichten oft wenige Fußtritte, damit sie aufspringen. Und: "Profis knacken ohnehin jedes Schloss."

Die Polizei bietet daher Codierungen an. Im Gegensatz zur Rahmennummer eines Rades wird ein Code nie mehrfach vergeben und ist eindeutig zuzuordnen. Zudem gibt es zur Codierung einen Pass mit besonderen Merkmalen des Rades.

"Viele können ihr Fahrrad nicht einmal beschreiben", hat Stefan Wolf festgestellt. Drei Einträge mit der Rahmennummer des auf dem Trödel sichergestellten Rades gibt es im Polizeicomputer. Eines davon ist ein Mountainbike - das passt. Aber für genauere Merkmale müssen die Kollegen von der Sachbearbeitung den Besitzer anrufen.

Eine 42-Jährige, die für ihre zwölf Jahre alte Tochter auf dem Aachener Platz ein Fahrrad sucht, ist wie viele Trödelbesucher an dem Stand stehen geblieben. "Wie kann ich denn sicher sein, dass ich hier kein geklautes Rad kaufe?", fragt sie den Polizisten. Wolf bietet an, die Rahmennummer des ausgesuchten Rades zu überprüfen. Außerdem rät er zum Kaufvertrag - auch auf dem Trödel. "Wenn die Händler das nicht machen, würde ich die Finger davon lassen." Denn: An Diebesgut kann man kein Eigentum erwerben. Der Käufer müsste das Rad zurückgeben, wenn sich der ursprüngliche Besitzer findet.

Das allerdings passiert selten. "Fahrräder werden sehr schnell aufgegeben", erklärt Polizist Gerd Fuselbach. Viele Diebstahlopfer erstatten keine Anzeige. Beim Fundbüro stehen zahlreiche herrenlose Räder, nach denen niemand sucht. Sie sind zu sehen auf der Seite des Ordnungsamtes.

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