Düsseldorf Politik bremst die Rheinbahn

Im Kern wird das Ziel des ÖPNV-Ausbaus zwar begrüßt, aber bei den Details und den Kosten sind die Parteien skeptisch.

Düsseldorf: Politik bremst die Rheinbahn
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. 26 Millionen Fahrgäste zusätzlich bis 2021, neue Buslinien in der Stadt und in die Region, ein dichterer Takt abends, mehr Sauberkeit, Sicherheit und Pünktlichkeit, Ausbau des digitalen Serviceangebotes, Schaffung neuer Park & Ride-Plätze: Ambitionierte Pläne stellte die Rheinbahn dieser Tage vor. Das Ziel: Die Verkehrswende weg vom Auto hin zum umweltfreundlicheren ÖPNV. Im Grundsatz stimmt die Politik im Rat dem Wachstumskurs zu — aber zu hören sind viele Abers. Denn die Offensive dürfte viel Geld kosten, auch wenn die Rheinbahn-Vorstände Michael Clausecker und Klaus Klar das Gros der Kosten durch zusätzliche Einnahmen (etwa aus der Bewirtschaftung der Park & Ride-Plätze) decken möchten.

Für die CDU spricht Verkehrsexperte Andreas Hartnigk, seit Jahren im Aufsichtsrat der Rheinbahn, von „bizzaren Träumereien in der Chef-Etage“: „Clausecker präsentiert reine Fantasiezahlen. Die Fahrgastzahlen stagnieren, die Abozahlen gehen zurück — trotz wachsender Stadt.“ Angesichts eigener Finanzsorgen könne nicht die Stadt noch stärker als Subventionierer einspringen: „2015 lag das Minus der Rheinbahn bei knapp 55 Millionen Euro, 2016 wird es wohl auf über 62 Millionen anwachsen. Deshalb müssen alle Vorhaben kaufmännisch vernünftig betrachtet werden.“

Zentrale Details der Pläne stoßen aber auch bei der im Rathaus regierenden Ampel-Koalition auf Skepsis, obwohl SPD, Grüne und FDP im Grundsatz voll hinter dem Ziel „Mehr ÖPNV“ stehen. So sagt Norbert Czerwinski (Grüne): „Von den Metro-Bussen halte ich nichts, die sind vielleicht in Millionenstädten sinnvoll. Und die Express-Linien nach Mettmann und Ratingen sind ja schön, aber da muss man erst mit diesen Kommunen sprechen.“ Das gelte auch für den Anspruch der Rheinbahn, Park & Ride-Plätze zu bauen. Prinzipiell sei es freilich richtig, dass die Rheinbahn stark wachsen will: „Nur so bekommen wir beim Modal Split einen höheren ÖPNV-Anteil“, meint Czerwinski, der auch Rheinbahn-Aufsichtsrat ist.

Das Kontrollgremium hat die Zukunftsstrategie auch noch nicht abgesegnet, weil viele wichtige Punkte zu klären sind. „Wir werden in der Fraktion sehr genau analysieren, was an dem Konzept sinnvoll und machbar ist, denn sonst gerät man schnell in die Kostenfalle“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Auch er begrüßt, dass die Rheinbahn Verkehre ausdehnen und wachsen will: „Auch die ehrliche Selbstanalyse gefällt mir — die Kritik vieler Fahrgäste wegen Mängeln etwa bei Pünktlichkeit und Sauberkeit greift der Vorstand auf.“ Dass jedoch vor allem neue Busse priorisiert werden, hält Neuenhaus für einen „ungeeigneten Ansatz“.

Rheinbahn-Vorstand Klaus Klar verteidigt die hochgesteckten Ziele: „Ich habe noch erlebt, wie wir Anfang der 90er-Jahre bei 165 Millionen Fahrgästen lagen und wie dann das neue Ticket 2000 einen Schub auslöste, der uns auf zuletzt 218 Millionen gebracht hat.“ In einer wachsenden Stadt mit zudem stetig steigender (Ein-)Pendlerzahl sei die Ausdehnung des ÖPNV-Angebots „schlicht alternativlos“. Und: „Wir wissen auch, dass wir nicht von heute auf morgen neue Schnellbuslinien einrichten können, heißt: Das Ziel ist klar, der Weg dahin auch — aber alles andere muss jetzt gemeinsam mit den Städten erarbeitet werden“, sagt Klar.

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