Pleite-Hotels als Altenheime?

Gastronomie: Mancher Hoteldirektor kann nur noch schlecht schlafen. Immer mehr Konkurrenz drängt auf den Markt. Dazu kommt ein schwaches Messejahr.

Düsseldorf. Über 3,1 Millionen Übernachtungen gab es im vergangenen Jahr - vor allem wegen des starken Messejahres. Trotzdem sank die Durchschnittsbelegung bei den Hotels von 43,2 auf 40,9 Prozent. Ein deutliches Zeichen, wie stark sich die wachsende Konkurrenz jetzt bereits auf den Düsseldorfer Hotelmarkt auswirkt. In den nächsten Jahren befürchtet der Hotel- und Gaststättenverband Schlimmes. "Es wird einen Verdrängungswettbewerb geben", erklärte der Dehoga-Vorsitzende Lothar Jentzsch gestern bei der Jahresbilanz des Gastgewerbes.

Mit dem Maritim Airport Hotel steht nicht nur das mit 533 Betten größte Hotel Nordrhein-Westfalens in Düsseldorf. Mit dem Congress Hotel van der Falk, das zurzeit in Nachbarschaft zum Rather Dome entsteht, wird auch das drittgrößte Hotel des Landes auf den Markt drängen. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren 3842 Betten mehr zur Verfügung stehen.

Hinzu kommt, dass 2009 ein sehr schwaches Messejahr sein wird. "Es wird eine Spirale des Preisverfalls geben," ist Hans-Günther Oepen, stellvertretender Vorsitzender der Dehoga-Fachgruppe Hotels, überzeugt. Das werden vor allem die inhabergeführten Häuser treffen, die keinen Konzern im Rücken haben. "Das Problem ist, dass man mit Hotels nur wenig anderes machen kann. Höchstens noch Altenheime", macht sich Oepen Gedanken über die zukünftige Nutzung von Überkapazitäten.

Gegensteuern könne man nur in Zusammenarbeit mit der Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH. Zum einen sollen mehr Kongresse dafür sorgen, dass den Hotels über die Messe-Flaute geholfen wird. Außerdem setzt man auf mehr Event-Tourismus. Beim Weihnachtsmarkt habe sich das bereits ausgezahlt. Viele Hotels haben in der sonst umsatzschwachen Vorweihnachtszeit inzwischen viele auswärtige Gäste, die zum Wochenend-Urlaub an den Rhein kommen.

Wie wichtig Veranstaltungen sind, rechnet Oepen an einem Beispiel vor: "Weil das Musical Frühlingserwachen nicht im Capitol stattfindet, sondern nach Wien geht, haben wir erhebliche Einbußen. Dadurch fehlen uns im Jahr rund 40 000 Übernachtungen." Auch Restaurants und Einzelhandel gehen damit Kunden verloren.

Für die Kollegen an der Theke war das Thema im vergangenen Jahr das Rauchverbot. Damit hat man sich inzwischen arrangiert. "Im August und September gab es zwar einen dramatischen Umsatzeinbruch. Wie viel davon auf das Rauchverbot zurückzuführen ist, kann man aber nicht sagen", erklärte Michael Nübold von der Dehoga-Fachgruppe Gaststätten. Er glaubt, dass die rasant gestiegenen Energiepreise im vergangenen Herbst dafür verantwortlich waren: "Wenn ich noch nicht weiß, wie hoch meine Heizkosten-Nachzahlung wird, bleibe ich erst mal zu Hause."

Rund 250 bis 300 Raucherclubs gibt es in der Stadt. Die meisten Restaurants sind rauchfrei. Nübold mahnt seine Kollegen, die gesetzlichen Bestimmungen konsequent einzuhalten: "Sonst gibt es bald Bußgelder."

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