Fifty-Fifty Plakatkampagne gibt Rätsel auf

66 Plakate sorgen im Stadtgebiet für Rätselraten. Künstlerin Katharina Sieverding sieht das anders:„Deutlicher kann das Statement zur globalen Politik nicht sein.“

Düsseldorf. Seit etwa einer Woche gibt es im Düsseldorfer Stadtgebiet eine Plakataktion, deren gewichtige politische Aussage man sich erobern muss. Das Bild steht an 66 Stellen in der Stadt, zumeist stark befahrene Straßen, und ist eine Fotocollage aus einer Luftaufnahme eines Flüchtlingscamps in Jordanien und der Aufnahme zweier russischer Soldaten. Überschrieben ist die Aufnahme mit „Am falschen Ort“, was sich auf Flüchtlinge in Camps und auf Soldaten in Kriegsgebieten gleichermaßen beziehen kann.

Für die Kampagne kooperieren Fifty-Fifty und Künstlerin Katharina Sieverding. Das Straßenmagazin und Sieverding wenden sich damit gegen Rassismus und für die Achtung der Menschenrechte. „Wir haben uns bewusst für die Zeit des Vorwahlkampfes für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen entschieden“, sagt Hubert Ostendorf, Geschäftsführer von Fifty-Fifty. Dass die Betrachter, Passanten und Autofahrer eher rätseln als verstehen, ist für Ostendorf kein Problem. „Wir wollen bewusst nicht mit Hilfe plumper Parolen Stellung beziehen, sondern gerade solchen etwas entgegensetzen“, erklärt Ostendorf. „Unsere Botschaft ist komplex und soll Interpretationsspielraum bieten.“ Er habe durch andere Aktionen gelernt, dass gerade jene Aussagen hängenblieben, die sich erst auf den zweiten Blick erschlössen.

Diese Strategie geht nicht auf, meint Ioanna Lazariotoy. Ihrem Mann gehört ein Lokal an der Siegburger Straße/Ecke Oberbilker Allee. „Aus einer wichtigen Botschaft macht man doch kein Rätsel. Hier geht es um etwas Ernstes und mir kommt es vor wie eine künstlerische Spielerei.“ Sie hat das Plakat schon einige Male angeschaut, ist jedoch von allein nicht daraus schlau geworden. Künstlerin Katharina Sieverding widerspricht. „Deutlicher kann das Statement zur Lage der globalen Politik doch nicht sein — „Am falschen Ort“. Wenn Vernichtung und Vertreibung so weitergetrieben werden, befinden wir uns alle am falschen Ort.“

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