Physikunterricht auf der Kirmes — da macht sogar die Schule richtig Spaß

16 Schüler des Friedrich-Rückert-Gymnasiums lernen auf den Fahrgeschäften der Frühlingskirmes am Tonhallenufer, wie man Fliehkräfte und Geschwindigkeit berechnet.

Physikunterricht auf der Kirmes — da macht sogar die Schule richtig Spaß
Foto: Sergej Lepke

Physikunterricht bei 25 Grad und strahlendem Sonnenschein auf der Kirmes. Für den Physikgrundkurs der Klasse 10 des Friedrich-Rückert-Gymnasiums kein Traum, sondern Realität. Praxis statt Theorie stand auf dem Stundenplan, da waren die Kids gestern Nachmittag natürlich mit Eifer bei der Sache. Petra Keller (58) und Steffen Linden behandeln im Unterricht das Thema Mechanik, Bewegungskräfte und Formen. Und das gibt es auf den Fahrgeschäften auf der Kirmes zur Genüge zu erleben.

„Als Erstes berechnen wir die Geschwindigkeit des Riesenrades. Dazu müssen wir wissen, wie lange das Fahrgeschäft für eine Runde braucht und wir benötigen den Umfang des Rads“, erklärt die Lehrerin. Es werden natürlich einige Runden gedreht. Der Düsseldorfer Schaustellerverband hat die Kinder eingeladen.

Svenja (16), Lea (15), Emilia (15) und Vanessa (17) sind begeistert. „Frau Keller macht öfter mit uns solche ungewöhnlichen Experimente.“ Kollege Steffen Linden rechnet insgeheim mit, ohne den Schülern das Ergebnis mitzuteilen. „Das Rad braucht 39 Sekunden für eine Runde und der Umfang beträgt 35,5 Meter. Also schafft es 2,7 Meter pro Sekunde. Das sind etwa 9,73 km/h. Annel (16) und Sebastian (15) rechnen ebenfalls. Sie nutzen den Taschenrechner in ihrem Handy. Ihr Ergebnis lautet 3,19 km/h. Das ist falsch, wissen sie aber noch nicht.

Danach geht es zum „Break Dance“. „Hier überlagen sich mehrere Bewegungen. Das ist nicht ganz so einfach zu berechnen. Aber dafür gibt es eine Beschleunigungs-App, benutzt sie dafür“, sagt Petra Keller. Eigentlich wollte die Lehrerin nicht mitfahren, aber lässt sie dann sich doch überreden und spürt am eigenen Leib, welche Kräfte hier auf sie einwirken. „Das Problem ist, dass hier mehrere Kräfte gegeneinander wirken. Außerdem sind die Gondeln lose aufgehängt und der Schwerpunkt ist sehr weit unten. Außerdem ist die Fläche schief, die sich zudem sehr schnell bewegt“, erklärt der Kollege.

Das Gerät hinterlässt Spuren. Zumal er Besitzer es „gut“ mit seinen Fahrgästen meint und die Runde auf dem Gerät besonders lange dauert. Anschließend geht es zum „Fighter“. Auf 42 Meter Höhe überschlägt sich das Gerät bei einer Geschwindigkeit von bis zu 125 km/h. Die Fliehkräfte sollen berechnet werden. „Dazu benötigen wir die Masse, der Gondel, den Radius und die Geschwindigkeit. Falls das Gewicht der Gondel niedriger als eine Tonne ist, spielt auch das Körpergewicht der Mitfahrer eine Rolle“, meint Keller. Bei der Probefahrt streikt aber die Hälfte der Schüler. „Da geht ich nicht drauf“ meint Emilia und isst lieber ein Eis. Dennoch, der Ausflug kommt an. „Hier lernt man mit viel Spaß“, sagt Rebecca. Und die Lehrkräfte sind auch zufrieden. „Alles was wir im Unterricht zum Thema Mechanik behandeln, gibt es auch hier auf der Kirmes. Nur ist der Unterricht hier nicht so trocken und alle passen auf. Die Kirmes am Tonhallenufer ist übrigens noch bis Sonntag täglich ab 14 Uhr geöffnet.

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