Pfarrer öffnet Haus für Flüchtlinge

Im linksrheinischen Düsseldorf wird ein Runder Tisch für die Flüchtlinge ins Leben gerufen.

Pfarrer öffnet Haus für Flüchtlinge
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. So ein Aufmarsch potenzieller Helfer wie jetzt im Canisiushaus ist ungewöhnlich. Die linksrheinische katholische Kirche unter Pfarrer Michael Dederichs sowie Annemarie Zimmermann-Puric vom Pfarrgemeinderat hatten eingeladen. Es wurde eine ökumenische Veranstaltung, mit Diakonie-Pfarrer Thorsten Nolting und Pfarrer Michael Rischer aus Oberkassel/Lörick, Vertretern beider Kirchengemeinden, der Caritas, der Presbyter. Am Ende war das erste Ziel erreicht: Die Gründung eines Runden Tisches für Menschen in Not.

Die Initiative geht vom Kölner Kardinal Woelki aus, der die Flüchtlinge als „neue Nachbarn“ bezeichnet und die Gemeinden zur Flüchtlingshilfe aufruft. Der Kardinal wird auch eine Dreiviertelstelle zur Koordinierung der Hilfen bezahlen.

Dederichs stellt als erstes das Pfarrhaus in Heerdt mit sieben Zimmern, Nasszellen und großem Raum bereit. Er denkt an eine neunköpfige Familie, die er kennt. Dem 24-jährigen Sohn würde er gern eine Arbeitsstelle vermitteln, das schulpflichtige Kind in einer Schule unterzubringen. Bald wird auch die ehemalige Pfarrwohnung in Niederkassel frei. Geplant ist eine Datenbank, in der man zusammenfasst, wer wo was an Hilfen leisten kann. Auch ein Dolmetscher sei wichtig, sobald man die Nationalität der jeweiligen Flüchtlinge kennt.

Bei der Diskussion im Canisiushaus wurde deutlich, wie groß die Hilfsbereitschaft ist. Pfarrer Nolting berichtete, dass die Diakonie von Sachspenden überrollt werde und inzwischen ein Lager an der Fichtenstraße hinzunehme. Dederichs denkt an Keller im Pfarrzentrum und notfalls an ein Depot im Querschiff St. Anna.

Rolf Röttges von der Vinzenzkonferenz kennt das Flüchtlingsheim Schanzenstraße. Als er dort Weihnachtspräsente überreichte, sei er erstaunt über die große Kinderschar gewesen.

Berührungsängste gibt es nicht. Bezirksvorsteher Rolf Tups meinte: „Linksrheinisch sind die Bürger sehr tolerant.“ Niemand kritisierte etwa die Flüchtlingsheimen Schanzen- und Burgunderstraße, die zeitweilig fast die Hälfte aller Düsseldorfer Flüchtlinge aufnahmen.

Pfarrer Nolting, der sich bestens in der Flüchtlingshilfe auskennt, gab den Zuhörern ein paar Tipps: „Machen Sie Stadtführungen, gehen Sie mit den Menschen nach draußen. Aber fragen Sie bloß nicht, wie denn die Flucht war. Viele Betroffene reagieren traumatisiert.“

Das nächste Treffen ist am 13. April im „Cani“. Dazu werden auch Sportvereine, Schützen und Fachämter eingeladen. Dederichs bringt sogar den Deutschen Orden ins Gespräch: „Ich bin geistiger Assistent des Deutschen Ordens, dessen weltliche Vertreter ihr 825-jähriges Jubiläum feiern. Dabei werden sich Ärzte, Lehrer und Rechtsanwälte bei der Hilfe und Integration der Flüchtlinge stark einbringen.“

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