Düsseldorf Parkinson: Wenn plötzlich alles nur noch in Zeitlupe funktioniert

Diagnose Parkinson: Beim Info-Tag in der Uni-Klinik wurden Symptome erklärt und Heilmethoden vorgestellt.

Düsseldorf: Parkinson: Wenn plötzlich alles nur noch in Zeitlupe funktioniert
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wenn Gisela Kremers aus Hamburg vor den beiden Treppen in ihrem Haus steht, wird ihr schlecht. Wie komme ich da bloß runter?, ist ihr einziger Gedanke. Vor rund einem Jahr ist die 74-Jährige an Parkinson erkrankt. Seitdem hat sich der Alltag von ihr und ihrem Mann Dieter Ströhlein (74) verändert. „Meine Hände schmerzen oft und auch das Gehen fällt mir mittlerweile sehr schwer. Ich habe Muskelschmerzen, das erschwert jede Bewegung“, sagt sie.

So wie ihr geht es rund 250 000 Menschen in Deutschland, die an Parkinson erkrankt sind. Was Parkinson überhaupt ist, woran man es erkennt und was dagegen hilft, darüber konnte man sich jetzt beim neunten Parkinson-Tag in der MNR-Klinik am Universitätsklinikum informieren.

Wie unterschiedlich die Antworten auf diese Fragen ausfallen können, weiß Lars Wojtecki, Oberarzt der Klinik für Neurologie. „Die ersten Symptome treten meist schon zehn bis zwölf Jahre vor Ausbruch der Krankheit auf und passen auch gut auf eine Grippe“, sagt er. Viele Patienten leiden viele Jahre vorher an Schlaf- und Riechstörungen und sind antriebslos. Das kann zunächst auch auf eine Erkältung hindeuten. Klarer wird es erst, wenn die Krankheit tatsächlich ausbricht. Dann kann sich der Patient oft nur langsam bewegen. „Manche Körperteile zittern, obwohl man sie in dem Moment gar nicht benutzt“, erklärt der Neurologe.

Auch vom Kopf her ist man langsamer. Trotz der erschwerten Bedingungen kann man mit Parkinson indes ein hohes Alter erreichen.

Auch heute erkennt Wojtecki viele bekannte Gesichter unter den Besuchern. „Ich habe rund 100 Patienten mit Verkrampfungen aller Art, einige davon behandle ich schon sehr lange.

Rund fünf Prozent der über Achtzigjährigen leider an Parkinson. Einer von ihnen ist Heinz-Helmut Kuntschke (73) aus Mettmann. Bei ihm wurde die Krankheit vor 12 Jahren bei einer Herzuntersuchung festgestellt. Sein erster Gedanke: Was ist das? Denn viele haben schon etwas von Parkinson gehört, was es genau ist, wissen sie nicht. So ist es auch mit der Behandlung. „Ich bekomme Medikamente. Die enthalten den fehlenden Botenstoff Dopamin, weswegen man bei Parkinson seine Bewegungen nicht mehr richtig kontrollieren kann. Das ist die eine Möglichkeit“, erklärt er. Die zweite ist ein Hirnschrittmacher. Oberarzt Lars Wojtecki sagt: „Man bekommt einen Generator durch die Haut und ein Kabel durch den Kopf, bis ins Gehirn. Der Generator stimuliert bestimmte Teile des Gehirns mit Elektrizität und führt zu einer besseren Verbindung zwischen den einzelnen Nerven.“

Daneben gibt es zusätzliche Möglichkeiten, die Entwicklung der Krankheit zu beobachten. Bei der Videobeobachtung zum Beispiel werden viermal täglich Bewegungen vor der Kamera ausgeführt. „Dadurch umgehen wir, dass die Untersuchung nicht von Tagesformen beeinflusst wird, morgens sind viele Patienten zum Beispiel unbeweglicher, weil sie die ganze Nacht gelegen haben“, so Wojtecki.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort