Mediziner-Kongress in Düsseldorf OP-Übertragung: Live, farbig — und in 3D

Mediziner-Kongress in der Rheinterrasse: 250 Chirurgen lernen in der dritten Dimension.

Mediziner-Kongress in Düsseldorf: OP-Übertragung: Live, farbig — und in 3D
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Über die neuesten OP-Methoden rund ums Thema Leistenbruch informieren sich derzeit rund 250 Chirurgen bei einem Experten-Kongress in der Rheinterrasse. Wer Freitag als Laie unvorbereitet in den Rheingoldsaal kam, mochte für einen Moment glauben, hier werde ein neuer Hollywood-Streifen in 3D vorgeführt. Mit großen schwarzen 3D-Brillen auf der Nase schauten die Besucher auf eine Leinwand. Das Spektakel, das dort zu sehen war, kam aber live aus einem Operationssaal im Marien Hospital. Neun Operationen wurden dort von Kameras begleitet — jeweils drei gleichzeitig.

Es geht um Hernien. Das ist der Fachbegriff für den Fall, dass Eingeweide aus der Bauchhöhle treten. Und das passiert in Deutschland jedes Jahr 300 000 Mal. Der häufigste Fall ist der Leistenbruch, allein er plagt 220 000 Patienten.

Eines der führenden Krankenhäuser auf diesem Gebiet ist das Marien Hospital mit Chefarzt Dr. Konstantinos Zarras. Mehr als 500 Operationen werden dort jedes Jahr durchgeführt — mehr als 400 davon sind Leistenbrüche. Und davon wiederum werden 90 Prozent minimalinvasiv operiert — also mit Schlüsselloch-Chirurgie.

Fast wie bei einer Fußball-Konferenzschaltung wurde am Freitag von einer OP in die nächste „gezappt“. Zwei Moderatoren unterhielten sich live mit den Chirurgen vor Ort. „Wir schalten mal wieder rüber. Dieter, Du bist wieder auf Sendung“, so wurde an- und abmoderiert. Dazwischen Fachfragen an den Experten, etwa diese: „Machst Du regelhaft einen Ultraschall vor der OP?“ Oder: „Kannst Du uns etwas zum Netz sagen, das Du verwendest?“ Die eingeführte Minikamera zeigt derweil in dreidimensionalen Bildern, wie der Operateur mit den Instrumenten im Fettgewebe herumschnibbelt. Oder eben mit einem Netz den Bruch — also das Loch im Gewebe — verschließt.

Und genau darum drehen sich viele Fragen, welche die aus dem ganzen Bundesgebiet angereisten Mediziner bewegen: Wo wird das Netz platziert? Mit welchem Material wird es befestigt? „Das sind die Themen, über die wir bei diesem Kongress diskutieren“, sagt Tagungsleiter Konstantinos Zarras. Er sieht viele Vorteile der minimalinvasiven Operationen. So gebe es im Vergleich zu offenen Bauchschnitten weniger Wundinfektionen durch Gewebsverletzungen, zudem hätten weniger Patienten nach der OP chronische Schmerzsymptome.

Andere Mediziner betonen indes, dass sich minimalinvasive Operationen nicht bei allen Brüchen eignen würden, es käme auf den Einzelfall an.

Ein Fortschritt stellt zweifelsfrei die 3D-Übertragung dar. Denn nicht nur Besucher folgen dem Skalpell per Kamera in der dritten Dimension der Bauchhöhle. Auch die Operateure arbeiten mit diesen Bildern. Zarras erklärt: „Bei 2D tasten Sie sich heran und gleichen die fehlende Tiefenwirkung der Bilder durch Erfahrung aus. Bei 3D haben Sie mehr Tiefenschärfe. Nach einer Lernphase merkt man, dass einzelne Strukturen besser erkennbar sind.“

Die Technik hat allerdings auch ihren Preis. Laut Zarras kostet ein OP-Turm mit 3D-Technik bis zu 100 000 Euro und damit locker das Doppelte der herkömmlichen Variante.

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