Düsseldorf Oliver Ongaro: „Das Verhältnis zur Polizei ist sehr spannungsgeladen“

Der Mitorganisator der Demos gegen Rechts ist der Meinung, es gehe um „Düsseldorf gegen eine rassistische Kleinstgruppe“.

Düsseldorf: Oliver Ongaro: „Das Verhältnis zur Polizei ist sehr spannungsgeladen“
Foto: B. Schaller

Düsseldorf. Oliver Ongaro von der Flüchtlingsinitiative „Stay“ ist Mitorganisator der Gegendemos von „Düsseldorf stellt sich quer“. Und geriet dabei mehrfach in Konflikt mit der Polizei.

WZ: Herr Ongaro, die Rechten in Düsseldorf mobilisieren nur winzige Gruppen. Warum gehen Sie mit „Düsseldorf stellt sich quer“ immer noch so massiv auf die Straße?

Oliver Ongaro: Das Problem hat sich verlagert: Anfang des Jahres drohte die Islamfeindlichkeit aus Dresden, in andere Städte zu schwappen. Jetzt haben wir mit all den Menschen, die nach Deutschland kommen, eine ganz andere Situation. Und verschiedene Akteure nutzen jetzt die Ängste der Menschen. Das müssen wir verhindern.

Was glauben Sie, woran es liegt, dass die Zahl der rechten Demonstranten so stark gesunken ist?

Ongaro: Ihnen bläst der Gegenwind schon hart ins Gesicht. In Düsseldorf gibt es diese Stimmung der Angst in den Stadtteilen auch einfach nicht. In anderen Städten in unmittelbarer Nachbarschaft allerdings schon.

Mancher sagt, Sie sollten auf die Gegendemos einfach verzichten, dann gäbe es gar keine Aufmerksamkeit mehr für die Veranstaltungen der Rechten.

Ongaro: Diese Meinung teile ich nicht. Man muss aber trennen: Die Reps etwa wollen direkt vor die Flüchtlingsheime. Das kann man nicht zulassen. Ich persönlich finde das widerlich. Bei der Demo von Flüchtlingsgegnern am 7. November war es wichtig zu zeigen, dass dort nicht die bürgerliche Meinung vertreten wird — was beansprucht wurde. Bei Dügida ist das Schwierige, dass es wirklich zu einem Neonazi-Treffen geworden ist. Sie wollten Events für ihre Szene. Das war zwischenzeitlich echt mal gefährlich.

Aber Sie wollen ja nicht nur Flagge zeigen, sondern die Demos der Rechten auch blockieren — selbst wenn Sie sich damit strafbar machen.

Ongaro: Wenn Neonazis in einem Viertel erst mal die Oberhand gewinnen, ist das sehr schwer umzukehren. Wir müssen also direkt schauen, dass es nicht dazu kommt. Wir halten es für ein vertretbares Mittel, uns in den Weg zu stellen oder zu setzen. Ich habe jetzt drei Ermittlungsverfahren. Eines wegen einer Sitzblockade im April, um die Dügida sogar noch herumgeführt wurde. Wenn das strafbar ist, dann ist es eben so.

Ärgert es Sie, wenn die Polizei gegen Ihre Demo vorgeht statt gegen die der Rechtsextremen?

Ongaro: Das Verhältnis ist sehr spannungsgeladen. Wir waren persönlich bei Herrn Wesseler und haben erklärt, was wir tun. Ansonsten hängt es stark von der Einsatzleitung ab. In Garath haben sich mal 200 Menschen in eine Unterführung gesetzt und die Reps konnten nicht gehen. Der Einsatzleiter sagte aber, er sehe das nicht als Blockade. Bei unserem Flashmob im Hauptbahnhof war ein Einsatzleiter aus Köln — der war die Ruhe selbst und sagte, das wäre doch eine tolle Veranstaltung.

So zufrieden sind Sie offenbar nicht mit allen Entscheidungen.

Ongaro: Ich glaube, die Polizeiführung hätte sich von Anfang an mehr trauen müssen und sagen: Dann klagt halt, lassen wir eben das Oberverwaltungsgericht in Münster entscheiden. Ich bin sicher, mit Dügida wäre längst Schluss, wenn man schon Anfang des Jahres gesagt hätte: Am Hauptbahnhof ist jetzt mal Schluss. Die Anmelderin wurde dadurch zu einer Ikone in der Szene. Wichtig ist jetzt aber, dass es keine Auseinandersetzung der Zivilgesellschaft mit der Polizei gibt, sondern dass Straftaten von Rechts gegen Flüchtlinge, wie es sie anderswo in Deutschland gibt, hier nicht zugelassen werden.

Der Zivilgesellschaft?

Ongaro: Ja, denn es gibt hier keine Rechts-Links-Auseinandersetzung. Das stimmt einfach nicht. Es ist Düsseldorf gegen eine rassistische Kleinstgruppierung. Wir haben unglaublich großes Feedback. Wir erreichen immer um die 400 Teilnehmer — das ist enorm bei dieser Taktung, jede Woche. In Unterrath sind zwei Drittel der Gegendemonstranten Unterrather gewesen. Die Menschen hier wollen Dügida nicht vor ihrer Haustür. Im Gegenteil: Wir haben so unglaublich viele, die den Flüchtlingen helfen wollen.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Ongaro: Dass es aufhört — doch es wird leider immer Menschen geben, die Ängste schüren. Aber wenn Menschen ihre Heimat verlassen haben und über Wochen zu uns gereist sind und hier dann von Einzelnen gesagt bekommen: Geht wieder. Ohne Grund. Das macht mich unglaublich wütend. Und das werden wir diesen Einzelnen auch mit allen Mitteln zeigen.

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